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Platz der deutschen Einheit, vormals großer Kreisel
- Autor: Gerhard Böttcher
- Zeit: 1958
- Ort: Leipziger Straße < Leipziger Platz
- Vom: 21.08.2020
- Themen: Stadtentwicklung, Kommunale und staatliche Einrichtungen
Zur Eröffnung am 2. Juli 1958 betonte der damalige OB Dr. Lauritz Lauritzen, „dass mit der Fertigstellung des größten Kasseler Kreisels das geplante und teilweise schon ausgeführte neue Verkehrssystem der Stadt Kassel ein völlig anderes Gesicht gegeben habe“.
In diesem neuen Verkehrssystem der Straßenbauten sollte nach der Fertigstellung der Nürnberger Straße der „Große Kreisel“ den Fernverkehr um den Stadtkern herumführen.
Dieser Verkehrsknoten verknüpft die Innenstadt mit den wichtigsten Bundesstraßen B7, die Leipziger Straße durch Bettenhausen, die B83 (früher Nürnberger Straße), über den „Kleinen Kreisel“ in Richtung Heiligenrode, zur nördlichsten Autobahnanschlussstelle für Kassel. Um den Gedanken an die Wiedervereinigung immer wach zu halten, taufte der Oberbürgermeister den Kreisel auf „Platz der deutschen Einheit“.
„Von der Stadt sind rund 10 Millionen DM für Straßenneubauten ausgegeben worden, davon trägt die Stadt 4,6 Mil-lionen DM, den Rest Bund und Land“, sagte Dr. Lauritzen. Der Kreisel maß mit Außenanlagen 126 Meter, gleichzeitig verlegte die KVG die Gleise in die Mitte und bekam einen Busbahnhof am „Platz der deutschen Einheit“, damit ein Umsteigen von den Bussen der Linien aus Sandershausen, Bergshausen und Lohfelden in die Straßenbahnen weniger Schwierigkeiten machte. Das Projekt kostete die KVG 1,4 Millionen DM. Der Tunnelbau zur Haltestelle verschlang nochmals 400.000,- DM.
Die volle Einbindung des Verkehrsknotenpunkts in das Verkehrskonzept der Stadt vollzog sich mit dem weiteren Ausbau des „Kleinen Kreisel“. Mit dem Neubau der Hafenbrücke (20 Mill. DM) dem Ausbau der Bundesstraße 7, der Schützen-, Scharnhorst- und der Dresdner Straße mit dem Autobahnzubringer Ost, bekam die Holländische Straße eine Anbindung an die Autobahnanschlußstelle Ost (heute Nord) und über die B 83 zum Autobahnanschluss Mitte und damit wurde die Innenstadt entlastetet.
Das Bild zeigt den „Kleinen Kreisel“, auch anfänglich als „Scharnhorst-Kreisel“ bezeichnet. Der Kleine Kreisel wurde auf Grund des starken Verkehrsaufkommens zur Kreuzung umgebaut und mit einer Lichtsignalanlage versehen.1963 enthüllte Oberbürgermeister Karl Branner einen 362-Kilometer-Stein zum „Tag der Deutschen Einheit“, einen Wegweiser zur Erinnerung an die Teilung Deutschlands; der Null-Kilometer-Stein steht in Berlin.
Ein Jahr vor der Bundesgartenschau 1981 wurde eine Rechtsabbiegerspur von der Innenstadt aus in Richtung Waldau angefügt. Der „Platz der Deutschen Einheit“ entwickelte sich immer mehr zum Unfallschwerpunkt. Erst 1994/95 erfolgte nach langer Diskussion eine Planung für den Umbau, der aber erst 1997 umgesetzt wurde.
Mit einer spiralförmigen Markierung, einer Ampelanlage und einer kompletten Fahrbahnsanierung sollten die Unfallzahlen reduziert werden. Verbessert wurden auch die Bus- und Straßenbahnhaltestellen, der Umstieg von Bus zur Straßenbahn sollte bequemer und schneller vonstatten gehen. Zudem wurden zwei Ampelanlagen installiert, die Fußgängern weitere ebener-dige Zugänge zu den Haltestellen ermöglichten, erhalten blieben die Tunnel. Während der documenta IX, 1992, installierte der Künstler Jonathan Borowsky auf dem Friedrichsplatz seinen Documenta-Beitrag „Man walking to the sky“. Die Stadt Kassel kaufte die Figur nach Ausstellungsende, da sie bei den Kasseler Bürgern viel Anklang fand. Für sie symbolisierte die Figur eine positive, aufwärts strebende Entwicklung ihrer Stadt. Der Kaufpreis von 690.000,- D-Mark wurde durch Spenden finanziert.
Kurzzeitig stand der „Himmelsstürmer“ auf dem Platz der Deutschen Einheit, bevor er auf seinem heutigen Platz vor dem Kulturbahnhof aufgestellt wurde. Bei einem früheren Dokumenta-Beitrag (Joseph Beuys, 7.000 Eichen) war eine Pflanzung auf dem „Platz der Deutschen Einheit“ im Gespräch. Erst am 3. Oktober 2000, zum Gedenken an die „Deutsche Einheit“, wurde von der CDU eine Eiche gepflanzt, allerdings ohne Hinweis darauf; vermutlich soll es der jüngste Baum auf dem Platz sein. Die Zukunft des „Großen Kreisels“ als Verkehrsknotenpunkt ist ungewiss.
Schon 1958 prognostizierte der damalige Stadtbaurat Dr. Wolfgang Bangert, dass eine kreuzungsfreie Überquerung von der Nürnberger Straße zum damaligen „Kleinen Kreisel“, um die B7 zu überbrücken, keine Zukunftsmusik ist. Seit dem Jahr 2012 ist diese Lösung im Ansatz immer im Gespräch geblieben.
Editor: Gerhard Böttcher, August 2020
Quellen:
- Hess.Niedersächsische Allgemeine v.9.11.2007
- Hessische Nachrichten v. 2.7.1958 + 18.6.1959
- HNA v. 5.10.2000 + 8.6.2009, 12.1.1986
- Wikipedia de.wikipedia.org/wiki/Kassel
- Magistratsprotokolle v. 24.6.19958
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Kurzbeschreibung
Zur Eröffnung am 2. Juli 1958 betonte der damalige OB Dr. Lauritz Lauritzen, „dass mit der Fertigstellung des größten Kasseler Kreisels das geplante und teilweise schon ausgeführte neue Verkehrssystem der Stadt Kassel ein völlig anderes Gesicht gegeben habe“.
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