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Zeitzeuge Baum -wenn Bäume erzählen könnten.

Ausstellung der Kamineiche von 1415 in der Marienkirche

Ausstellung der Kamineiche von 1415 in der Marienkirche
Foto: Nik Barlo jr. Aufnahme: B. Schaeffer

„Zeitzeuge Baum“ – wenn Bäume erzählen könnten.
Unter diesem Motto wurde am 8. Mai 2025 in der Marienkirche in Bettenhausen die erste von drei Ausstellungen des Künstlers Nik Barlo jr. eröffnet. Der Fotograf hat im nahegelegenen Reinhardswald rund um die Sababurg drei sehr alte Eichen aus verschieden Epochen fotografiert und auf große Leinwände reproduzieren lassen. Die großformatige Abbildung wurde am Geländer der Empore vor der Orgel präsentiert.
In der Ausstellung wurde eine Kamineiche (Quercus Robur) im morgendlichen Seitenlicht gezeigt, die schon im Jahr 1415 gekeimt hat. Anknüpfend an das Thema „wenn Bäume erzählen könnten“ wurde in einer Schau der Versuch unternommen, das Alltagsleben und die historischen Rahmenbedingungen der Menschen in Bettenhausen im Mittelalter zu erforschen und darzustellen.

Das kleine Ackerdorf Bettenhausen hat im 15. Jahrhundert, wie viele andere Dörfer in dieser Zeit, nur wenige Spuren hinterlassen. Selbst promovierte Historiker fanden in den einschlägigen Archiven des Landes Hessen keine weiterführenden schriftlichen Nachlässe. Das ist nicht verwunderlich, denn dort, wo die Bewohner Leibeigene waren, nicht schreiben und lesen konnten, keine bedeutsame Schlacht stattgefunden hat und die Geistlichkeit kein Kloster betrieb, da blieb in den Nachlässen ein weißer Fleck.
So blieb bei der Spurensuche nur der Weg, die historisch belegten Lebensumstände vergleichbarer Dorfgemeinschaften aus dieser Zeit auf Bettenhausen zu adaptieren.

Der beschreibende Text zur Ausstellung auf drei Tafeln
Der beschreibende Text zur Ausstellung auf drei Tafeln  Foto: B. Schaeffer, Kassel

Am bemerkenswertesten erscheint aus heutiger Sicht, dass die Lebensläufe der Menschen in sehr engen, einfachen und sich wiederholenden Kreisläufen verliefen. Die Sorge um das tägliche Brot, ein Dach über dem Kopf und den Erhalt der Familie prägten den entbehrungsreichen Alltag der Dorfbewohner.
Der Zugang zu Bildung, medizinischer Grundversorgung, freier Mobilität und selbstbestimmter Lebensgestaltung war im Mittelalter für die große Mehrheit der Menschen, auch in Bettenhausen trotz der Nähe zur Stadt Kassel, nicht erreichbar

Mittelalterlich gekleidete Schaufensterpuppen mit zeitgemäßen Geräten
Mittelalterlich gekleidete Schaufensterpuppen mit zeitgemäßen Geräten  Foto: B. Schaeffer, Kassel

Mit Hilfe von thematisch geordneten Texten auf Tafeln, lebensgroßen Schaufensterpuppen in zeittypischer Kleidung und Alltagsgegenständen aus jener Zeit wurde dem Besucher experimentell ein Einblick in die Ortsgeschichte von vor 600 Jahren gewährt. Eine echte im Mittelalter geprägte Silbermünze demonstrierte, dass auch schon Geld im Umlauf war, was aber die unterdrückte Landbevölkerung wahrscheinlich nie in den Händen hielt.

Silbergroschen aus dem 15. Jahrhundert
Silbergroschen aus dem 15. Jahrhundert  Foto: B. Schaeffer, Kassel

Ein aus Emmer und Dinkel – zwei für diese Zeit gebräuchliche Getreidesorten - gebackenes Brot stand zur Verkostung bereit und war die Krönung der Ausstellung.

Aus Emmer- und Dinkelmehl gebackenes Brot zum Probieren
Aus Emmer- und Dinkelmehl gebackenes Brot zum Probieren  Foto: B. Schaeffer, Kassel

Ein Team aus engagierten Freiwilligen hat zum Gelingen eines kulturellen Angebots in der Bettenhäuser Marienkirche, einem Teil der Trinitatisgemeinde, beigetragen. Koordiniert von Pfarrerin Bachmann-Voss und angestiftet von den Mitgliedern des Vereins „Dupont“ Netzwerk für Kunst, Kultur und lokale Identität e.V. fanden sich Gemeindemitglieder zusammen, um diese Präsentation auf die Beine zu stellen. Unterstützung fanden sie im Geschichtsverein Vellmar e.V., der die altertümlichen Werkzeuge zur Verfügung stellte und dem Staatstheater Kassel aus dessen Fundus die Kleidung der Puppen stammte, die unter der fachkundigen Beratung von Schneidemeisterin Ingeborg Bechstedt angepasst wurde.

Die Vernissage war gut besucht und die erschienen Gäste wurden mit köstlichen Sandwiches und Getränken zum Verweilen und zum Meinungsaustausch animiert.

Die zweite Ausstellung zur Hute-Eiche von 1555 wird im Herbst 2025 folgen.

Text und Fotos: B. Schaeffer, Mai 2025

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Kurzbeschreibung

„Zeitzeuge Baum“ – wenn Bäume erzählen könnten.
Unter diesem Motto wurde am 8. Mai 2025 in der Marienkirche in Bettenhausen die erste von drei Ausstellungen des Künstlers Nik Barlo jr. eröffnet. Der Fotograf hat im nahegelegenen Reinhardswald rund um die Sababurg drei sehr alte Eichen aus verschieden Epochen fotografiert und auf große Leinwände reproduzieren lassen. Die großformatige Abbildung wurde am Geländer der Empore vor der Orgel präsentiert.

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