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Von der Fieseler-Betriebsfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr Bettenhausen/Forstfeld

Werksfeuerwehr der Fieseler-Werke während der Kriegsjahre. Quelle: Broschüre "50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Kassel-Bettenhausen-Forstfeld

Die Freiwillige Feuerwehr Kassel-Bettenhausen-Forstfeld wurde 1945 nach dem Zusammenbruch durch den ehemaligen Brandmeister bei den Fieseler-Werken wieder aufgebaut. Mit einer auf einem Handwagen montierten Motorspritze, die Brunsch bei den Fieseler-Werken gerettet hatte, begann der stetige Aufstieg bis zu der heutigen schlagkräftigen Wehr. Dieser Aufstieg wird hier geschildert. Erhard Schaeffer hat auch bereits einen Beitrag geschrieben, der die Bettenhäuser Quellen aufzeigt.

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"Wasser Marsch" Quelle: Fieseler-Zeitschrift

In einer Fieseler-Zeitschrift, wahrscheinlich vor 1940, wird eine Übung der Werksfeuerwehr des Werkes I unter dem Titel "Unsere Feuerwehr ist auf dem Posten" geschildert:
"Die Übung beginnt. Motorspritze, Lösch-, Leiter- und Gerätekarren werden aus dem Schuppen gezogen und schon steht die Wehr gut ausgerichtet und stramm...In vier Gruppen (Motor-, Löschkarren-, Leiter- und Arbeitsgruppe mit dem Gerätewagen) zu je 8 Mann mit einem Führer rückt die Wehr aus...So wird denn auch die Motorspritze eingesetzt; sie rückt über die Söhrestraße hinaus zum Wahlebach vor, da von hier als der nächtst gelegenen Stelle Wasser entnommen werden muß...Der Leiter der Werkfeuerwehr Otto Brunsch hatte den Übungsplan ausgearbeitet und leitete auch die Übung." Ob diese Werksfeuerwehr auch bei den großen Bränden nach den verherenden Bombenangriffen zum Einsatz kam, läßt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Hier wurde zum Ärger der Kasseler Bevölkerung als erstes die Berufsfeuerwehr eingesetzt, weil es sich um rüstungswichtige Anlagen handelte. Den gesamten Artikel finden Sie im Anhang.

Die Werksfeuerwehr rückt zu einer Übung aus. Quelle: Fieseler-Zeitung
Die Werksfeuerwehr rückt zu einer Übung aus. Quelle: Fieseler-Zeitung

Nach 1945 wird der Name Otto Brunsch wieder erwähnt. Reinhold Schröder und Stefan Schmidt schreiben in der Broschüre: 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Kassel-Bettenhausen-Forstfeld:
 

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"1945 der zweite Weltkrieg war zu Ende, dass Dritte Reich zusammengebrochen. Kassels Altstadt und viele große Fabriken, so auch die Fieselerwerke waren total zerstört. Brandmeister Otto Brunsch, Chef der Werkfeuerwehr Fieselerwerke und Bürger unseres Stadtteils, reagierte schnell und rettete aus den Restbeständen der aufgelösten Werkfeuerwehr Fieselerwerke eine kleine Flader Viertakt Motorspritze, die auf einem Handkarren montiert war. Außerdem noch ein Standrohr und einige B‑Rollschläuche, die er vorausdenkend in seiner Wohnung (Singerstraße 6) und später in seiner Schreinerei abstellte.
Er begann, verantwortungsbewusste Kameraden, aus unserem Stadtteil, die in ehemaligen Werkfeuerwehren tätig waren für einen Neuaufbau des Feuerlöschwesens auf freiwilliger Basis zu gewinnen (im dritten Reich gab es keine Freiwilligen Feuerwehren weil sie aufgrund einer Reichsverfügung aufgelöst und zur Feuerlöschpolizei umgewandelt wurden). Es stellten sich, soweit uns bekannt, folgende Kameraden zur Verfügung:
Otto Brunsch, Brandmeister; Albert Gasterstädt; August Scherf; Fritz Bergmann; Josef Heikamp; Albert Josef Heuhn; Albert Nahhöfer; Bernhardt Goßmann; Alfred Putzer; Wilhelm Hinterweller und August Schulte.
Im Laufe des Jahres 1945 wurde von der Amerikanischen Stadtkommandantur der Aufbau des Feuerschutzes der Stadt Kassel wieder genehmigt.
Brandmeister Otto Brunsch beantragte über die sich nun im Aufbau befindliche Berufsfeuerwehr und der Amerikanischen Stadt­kommandatur die Gründung unserer Feuerwehr und bat um die Mithilfe beim Aufbau. Unter dem Namen "Freiwillige Feuerwehr Fieseler Siedlung" begann er, zwar noch inoffiziell, mit der Arbeit und organisierte mit den oben genannten Kameraden die ersten Übungs‑ und Dienststunden."

LKW mit angehangener Tragkraftspritze und Feuerwehrleuten auf der Pritsche
Die Freiwillige-Feuerwehr-Fieseler-Siedlung bei einem Umzug der Forstfelder Siedler. Quelle: Siedlergemeinschaft Forstfeld.  Foto: Freiwillige Feuerwehr Bettenhausen Forstfeld

"Da von den Gründungsmitgliedern leider keiner mehr lebt, mussten wir uns außerdem auf einige wenige alte Akten verlassen, aus denen hervorging, die Gesamtstärke der Wehr betrug 21 Mann und dem ersten offiziellen Vorstand gehörten folgende Kameraden an: Ortsbrandmeister Otto Brunsch; Stellvertreter August Schulte; Schriftführer Alfred Putzer, Kassenwart Herbert Sommer und Gerätewart Wilhelm Hinterweller.
Folgende Brandmeister und Wehrführer lenkten die Geschicke unserer Wehr vom Aufbau bis zum heutigen Tag:
1. Otto Brunsch Gründung - 01.02.1953
2. Bruno Ludwig 01.02.1953 - 01.04.1957
3. Wilhelm Hinterweller 01.04.1957 - 08.01.1967
4. Paul Schröder 08.01.1967 - 19.02.1971
5. Ferdinand Scherb 19.02.1971 - 07.05,1977
6. Rudi Denzin 07.05.1977 - 21.02.1987
7. Frank Spahn 21.02.1987 - 16.02.1991
8. Norbert Schönebeck 16.02.1991: 10.10.1992
9. Michael Spahn 10.10.1992.
In den ersten Jahrzehnten standen uns nicht nur bescheidene Mittel zur Verfügung, sondern auch mit der Unterbringung unserer Geräte hatten wir große Probleme. Zeitweise mussten wir im Kohlenkeller bei der Familie Kimm und bei der Familie Kersten im Forstbachweg Unterschlupf suchen. Im Laufe des Jahres 1953 wurde die Freiwillige Feuerwehr Fieseler Siedlung in Freiwillige Feuerwehr Kassel Bettenhausen Forstfeld umbenannt."

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Vor der Übung auf dem Weg nach Waldau. Quelle: Broschüre 50 J.

Trotz aller Schwierigkeiten wurde einiges geleistet. Problematisch wurde es immer dann, wenn der Tragkraftspritzenanhänge bewegt werden musste, weil ein Fahrzeug noch nicht zur Verfügung stand. Bei Einsätzen, Wettkämpfen und anderen kameradschaftlichen Veranstaltungen war man immer auf die Unterstützung der Berufs­feuerwehr oder einer anderen Freiwillige Feuerwehr der Stadt angewiesen. Im Notfall wurde der Anhänger aber auch per Hand bewegt.
Im März 1967 bemühten wir uns erneut um eine eigene Unterkunft im alten Bunker des Lettenlagers. Wegen zu hoher Umbaukosten wurde dieses jedoch abgelehnt. So ging es weiter bis zum August 1968, da stellte man uns das alte Wirtschaftsgebäude des Altenheims am Lindenberg, Faustmühlenweg 3 1, zur Verfügung. Damit ging die 23 jährige Suche nach einer eigenen, geeigneten Unterkunft zu Ende.
In den folgenden Jahren bauten wir die Notunterkunft in Eigenarbeit von vielen tausend Stunden und Unterstützung der Stadt Kassel, die uns das benötigte Baumaterial zur Verfügung stellte, dem Land Hessen und der Hessischen Brandversicherungsanstalt zu unserem heutigen Schmuckstück um.
Aus Schweine‑ und Pferdestall wurden Fahrzeughallen, den Heuboden richteten wir zu einem Jugend‑ und Unterrichtsraum her. An dem Gebäude gab es nichts was nicht umgebaut oder ausgebaut werden musste.
Vom 26. bis 28.06.1970 feierten wir unser 25-jähriges Jubiläum. Unter der Wehrführung des Kameraden Paul Schröder war diese, erstmals größere Veranstaltung, für die Bevölkerung unseres Stadtteils und unserer Wehr ein großes Erlebnis.

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Neues Feuerwehrhaus. Quelle: Broschüre 50 J.

Redaktion und Editor: Falk Urlen

Quellen:
Broschüre: 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Kassel-Bettenhausen-Forstfeld
Fieseler-Zeitschrift
Archiv Urlen-Verlag

 

 

Kurzbeschreibung

Die Freiwillige Feuerwehr Kassel-Bettenhausen-Forstfeld wurde 1945 nach dem Zusammenbruch durch den ehemaligen Brandmeister bei den Fieseler-Werken wieder aufgebaut. Mit einer auf einem Handwagen montierten Motorspritze, die Brunsch bei den Fieseler-Werken gerettet hatte, begann der stetige Aufstieg bis zu der heutigen schlagkräftigen Wehr. Dieser Aufstieg wird hier geschildert. Erhard Schaeffer hat auch bereits einen Beitrag geschrieben, der die Bettenhäuser Quellen aufzeigt.

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