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Sankt Kunigundis war Ausstellungsraum der d15

Skulptur zur d15 und Benzinblechfässer als Kreuz vor dem Gebäude

Zur d15, Skulptur und Benzinblechfässer als Kreuz vor dem Gebäude St. Kunigundis
Foto: Erhard Schaeffer

Zusammen mit Vertretern des Bistums hat die Katholische Kirchengemeinde St. Antonius von Padua im Verwaltungsrat beschlossen, den stillgelegten Kirchenraum in St. Kunigundis der documenta-Gesellschaft als Ausstellungsraum für die documenta 15 zur Verfügung zu stellen.

Daraus ergab sich der Vorteil, dass der Kirchenraum durch aufwendige Sicherungsmaßnahmen seitens der documenta-Gesellschaft wieder begehbar wurde und sich auch eine Perspektive für eine zukünftige Nutzung auftat.

Ghetto Biennale, Installationsansicht
Ghetto Biennale, Installationsansicht, St. Kunigundis, d15 2022  Foto: Frank Sperling

Aus der Sicht der haitianischen Künstler stellt die Einarbeitung von Gebeinen in die Kunstwerke eine nachträgliche Ehrung und Würdigung ihrer Verstorbenen dar. Die Künstler aus Haiti sind in ihrer Heimat in die katholische Kirche eingebunden, pflegen aber auch, wie in vielen anderen Kulturen Afrikas oder Südamerikas, weiterhin Rituale ihrer Vorfahren, in denen sie Kontakt mit Geistwesen oder menschlichen Seelen Verstorbener aufnehmen.

In der Gestaltung der Skulpturen, die in der Kirche St. Kunigundis zu sehen waren, verarbeiten die Künstler zudem traumatische Erfahrungen ihrer Vorfahren durch die Versklavung ihres Volkes und ihren Kampf gegen die Unterdrückung durch die Herrschenden. Gleichzeitig stellen sie in den Skulpturen dem Tod die Leidenschaft des Menschen für das Leben gegenüber.

d15 Skulpturen aus Gebeinen und Stahl, Atis Rezistans Ghetto Biennale Installatiosansicht
d15 Skulpturen Atis Rezistans Ghetto Biennale, Installatiosansicht 2022  Foto: Frank Sperling

Der Kontakt zu der Künstlergruppe und den Vertretern der documenta-Gesellschaft vor Ort war immer von großer Transparenz und gegenseitigem Respekt und Wohlwollen geprägt. Die Künstler waren sehr dankbar, dass sie den Kirchenraum für Ihre Werke nutzen konnten, da sie ja auch dem christlichen Glauben verbunden sind. Es entspricht also nicht der Realität, dass die Kirche durch die ausgestellten Werke entweiht wurde, wie es einige wenige Kritiker der Ausstellung sehen. Im Gegenteil fand die Ausstellung bei vielen große Beachtung und regte zum Austausch über die Spannung zwischen Leben und Tod und über die Unterdrückung kultureller Minderheiten an.

Marienfigur neben Trommeln d15 St. Kunigundis
Besucher d15 in der Kirche St. Kunigundis  Foto: Erhard Schaeffer

Text: Pfr. Martin Gies

Editor: Erhard Schaeffer, Oktober 2022

Fotos:

  • Frank Sperling
  • Erhard Schaeffer

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Kurzbeschreibung

Zusammen mit Vertretern des Bistums hat die Katholische Kirchengemeinde St. Antonius von Padua im Verwaltungsrat beschlossen, den stillgelegten Kirchenraum in St. Kunigundis der documenta-Gesellschaft als Ausstellungsraum für die documenta 15 zur Verfügung zu stellen.

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