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Kulturstätte Babylon Musikbunker im Dormannweg

Vor dem Bunker Dormannweg 2020 stehen 3 Personen

Vor dem Bunker Dormannweg 2020, v.l.n.r.: Azizi Sultan (Fa. KAS GmbH), Oliver Leuer, Thilo Trumpoldt (Rockbüro)
Foto: Klaus-Peter Hünnerscheidt

Ein markantes Gebäude das noch immer an den Zweiten Weltkrieg erinnert ist der Bunker im Dormannweg. Beim vorbeigehen kann man diesen Betonklotz kaum übersehen. Er erinnerte Jahrzehnte lang an die Bombennächte der 1940er Jahre, in denen die Bewohner von Bettenhausen hinter seinen Dicken Wänden Schutz fanden.

Doch Anfang der 2020 Jahre, mitten in der Coronapantemie, ergriff der Verein Rockbüro Kassel die Initiative zum Umzug in das neu gestalteten Bunkergebäude. Vier Jahre zuvor hatte der Bremer Investor Rainer Mielke das NS-Gebäude gekauft und in 15 Monaten für diese andere Nutzung als Musikbunker umgebaut. 1,5 Millionen Euro waren dafür erforderlich. In einem Interview mit der HNA 2020 erklärte er: "Ich sehe das Musikprobenzentrum durchaus auch als - Mahnmal gegen den Faschismus -. Man müsse sich immer klarmachen, dass die Dinger nicht von Freiwilligen gebaut, sondern dass auch Zwangsarbeiter eingesetzt wurden."

Musiker mit E-Gitarren auf der Bühne 2025
Band auf dem Podium, 2025  Foto: Erhard Schaeffer

Der Verein Rockbüro Kassel war bereits seit Anfang der 90er Jahre in Bettenhausen aktiv. Mit Unterstützung der Stadt Kassel konnten der Verein 1993 den Bunker in der Agathofstraße dafür ausbauen und seit dem hatte er unzähligen MusikerInnen einen Ort zum musizieren gegeben. Im Lauf der Jahre wurde der Bunker zu einem festen Bestandteil des Kulturschaffens im Kasseler Osten. Doch aufgrund notwendiger neuer Brandschutzauflagen waren sie gezwungen, eins der beiden Stockwerke im Bunker zu schließen, wodurch viele Proberäume verloren gingen. Über das Kulturamt Kassel bekamen sie Kontakt zu den Architekten aus Bremen und damit die Möglichkeit ihre Vereinsarbeit im Dormannweg fortsetzen und sogar zu erweitern.

Baupläne des Babylon Bunkers, 2025
Baupläne des Babylon Bunkers, 2025  Foto: Erhard Schaeffer

Der Dormannweg -Bunker ist größer und bietet nach Fertigstellung der Sanierungsarbeiten 69 Proberäume verteilt auf sechs Stockwerke. Im Erdgeschoss entstand ein Veranstaltungsraum in dem Konzerte und andere Kulturveranstaltungen stattfinden können. Wie schon im Bunker in der Agathofstraße schützen die 1,80 bis 2 Meter dicken Außenwände die Nachbarschaft vor dem Schall, der im Inneren produziert wird. Von der funktionierenden Belüftungsanlage des alten Bunkers profitierten die Architekten beim dem Umbau, der Brandschutzauflagen berücksichtigte sowie ein Tonstudio, sanitäre Anlagen und einen Fahrstuhl beinhaltete. Über die neu eingebaute Brandmeldeanlage erfolgt die akustische und optische Warnung der Nutzer. Sie steuert auch die notwendige Lüftung und Entrauchung der Treppenräume für die in die dicken Betonaußenwände Öffnungen geschnitten wurden.

Fenster in der 1,80m Außenwand
Treppenraumfenster in der 1,80m dicken Außenwand  Foto: Erhard Schaeffer

Der Verein Rockbüro zieht 2020 mit 180 Musikern aus dem Bunker Agathofstraße an den Dormannweg um. Auf Grund der hohen Investitionskosten ist die Nutzung nicht kostenlos, es fallen Mietkosten und Nebenkosten an, die auf die Nutzer umgelegt werden. "Jeder Raum hat nun einen eigenen Stromzähler. Im Sommer sind die Temperatur stets äußerst angenehm und im Winter wird nie kälter als acht Grad", erklärt Thilo Trumpoldt, Rockbüro-Kassel e.V. Insgesamt könnten 300 Profis und Hobbymusiker die Räume nutzen, vom Cellisten oder Trompeter bis zur Metalband. Auf 1200 Quadratmetern Nutzfläche sind nicht nur Proberäume sondern auch ein 99 Quadratmeter großer Präsentationsraum, der sich für kleinere Auftritte eignet, vorhanden.

Besucher in dem Präsentationsraum, 2025
Besucher in dem Präsentationsraum, 2025  Foto: Erhard Schaeffer

Der Bunker soll sich langfristig zu einem kulturellen Zentrum für die regionale Musikszene entwickeln. Eine „Problemimmobilie kommt in Schwung“, so die Aussage von Stadtbaurat Christof Nolda 2020. Bei dem Namen Babylon-Bunker klingt das sprichwörtliche Sprachengewirr des biblischen Turmbaus an. Gemeint ist eher die Vielfalt musikalischer Stile und Strömungen, deren Fans sich willkommen fühlen sollen. An der Namensfindung war das Kasseler Büro Krastev + Krastev beteiligt.

Gruppe bei der Führung durch Klaus Macpolowski im Bunkerkeller
Gruppe bei der Führung durch Klaus Macpolowski (rechts) im Bunkerkeller, Lager der Lüftungsrohre, 2025  Foto: Erhard Schaeffer

Von all diesen Nutzungsqualitäten und -möglichkeiten konnte sich der Ersteller diese Beitrages bei einer Führung im Rahmen der Bettenhäuser Kulturtage vom 9.-15. Mai 2025 überzeugen lassen.

Bunker_Babylon_Kulturtage_Mai.2025.JPG
Foto: Erhard Schaeffer

Editor: Erhard Schaeffer, Juni 2025

Quellen:

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Kurzbeschreibung

Ein markantes Gebäude das noch immer an den Zweiten Weltkrieg erinnert ist der Bunker im Dormannweg. Beim vorbeigehen kann man diesen Betonklotz kaum übersehen. Er erinnerte Jahrzehnte lang an die Bombennächte der 1940er Jahre, in denen die Bewohner von Bettenhausen hinter seinen Dicken Wänden Schutz fanden.

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