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Haus Forstbachweg, Forstbachweg 16 C

Skitze vom Haus Forstbachweg ca. 2010

Haus Forstbachweg, ca. 2010. Quelle: Archiv Urlen-Verlag
Foto: Urlen-Verlag

Das Sozialzentrum Haus Forstbachweg in Forstfeld entstand ursprünglich aus einer Baracke mit einer Gaststätte. Mit Hilfe von Sozialarbeitern rüsteten Kinder diese in  einen Jugendtreff um und schlugen auch den Namen vor. 1975 wurde der Neubau des heutigen "Haus Forstbachweg" eingeweiht, 1980 die ausgebauten Kellerräume, die in Zukunft von Forstfelder Vereinen genutzt wurden. Im Haus wurden Dienststellen für Sozialarbeiter untergebracht.

Forstbachterassen Theumer
Forstbachterassen Theumer  Foto: Sophie Kempcke

Das "Haus Forstbachweg", ein Sozialzentrum im Forstbachweg, hatte seinen Ursprung in einer Baracke des Junker-Lagers, im Volksmund "Lettenlager" genannt. Hier gab es schon immer in einer Baracke eine Kantine, die in den 60-er Jahren von der Familie Theumer unter dem Namen "Gasthaus zur Forstbach-Terrasse" betrieben wurde. Ältere Forstfelder und Lindenberger schwärmen noch heute von der angenehmen Gastlichkeit, besonders von dem Schmuck, der zu allen Jahreszeiten mit viel Liebe entsprechend dieser geändert wurde. Zum Leidwesen der Forstfelder Bürgerinnen und Bürger wurde diese ungefähr im Jahr 1968 geschlossen. Sie war in der Baracke "C" des Junkerslagers, welches insgesamt die Adresse "Forstbachweg 16" hatte.

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Alte Baracke mit Gaststätte. Quelle: Carla Fischer, geb. Klewes.

Die Hessische Allgemeine meldet am 06.11.1968, dass die Stadtjugendpflege eine günstige Gelegenheit nutzen möchte, den Kindern in diesem Stadtteil eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten. "Die günstige Gelegenheit bietet in Bettenhausen ein Gebäude des früheren Barackenlagers am Forstbachweg. Der leerstehende Bau wird umgestaltet und soll dann den Kindern und den Jugendlichen zur Freizeitbeschäftigung nach eigenem Geschmack zur Verfügung stehen." Bereits bei der Öffnung hatten die Kinder ihren Spass. "Nach einer Viertelstunde war der Bann gebrochen, die Kinder spielten und sangen beim Abzählreim eifrig mit. Der Auftakt zu einem interessanten Versuch war geglückt: Freizeitgestaltung für Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, geboten von der Stadtjugendpflege in Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen, Kirchen und Organisationen. Ort der Handlung: die Heinrich-Steul-Schule im Stadtteil Bettenhausen."

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Kinder bei der Eröffnungsveranstaltung. Quelle: HA v. 10.11.1969

Am 10. November schreibt die Zeitung: Rund 60 Jungen und Mädchen im Alter zwischen 14 und 22 Jahren haben sich in den vergangenen Monaten unter der Anleitung mithilfe der Stadtjugendpflege ein Jugendzentrum im Forstbachweg 16 geschaffen. Das Gebäude, bis Juni dieses Jahres noch eine Gaststätte, wurde von den Jugendlichen „Haus Forstbachweg" genannt. Am vergangenen Samstag wurde das Jugendheim von Stadtrat Wolfgang Becker in einer Feierstunde im großen Versammlungsraum des neuen Heims seiner Bestimmung übergeben.
Der Leiter der Abteilung Jugendpflege, Dieter Grosse und sechs seiner Mitarbeiter haben zusammen mit den Jungen und Mädchen des Jugendklubs aus dem Bereich des Forstbachweges im Stadtteil Bettenhausen zahlreiche Wochenenden „geopfert", um die Gaststättenräume so herzurichten, dass sich die Jugendliches darin wohlfühlen können.
„Wir sind froh, eine Einrichtung dieser Art im Forstbachweg für die Jugend zu haben“, sagte Stadtrat Becker zu den zahlreichen Jugendlichen und Vertretern von Schule und Kirche. Becker hob hervor, daß die Arbeit der Jugendpflege bislang in den Räumen der Schule Am Lindenberg und in der Heinrich-Steul-Schule betrieben werden musste. Mit dem neuen Jugendheim, das dicht neben der Heinrich-Steul-Schule steht, solle ein weiterer Aufschwung der Jugendarbeit im Bereich des Forstbachweges erreicht werden.
Das Experiment, die Jugend, an der Ausstattung der Räume zu beteiligen, sei voll gelungen, sagte Becker. Man habe bei den Jungen und Mädchen des Jugendklubs sofort ein hohes Maß an Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit gefunden.

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Glücklich über ihr neues Haus. Quelle: HA v. 16.09.1975

Oberbürgermeister Dr. Karl Branner machte den Vorschlag, in den Neubau eines Sozialzentrums auf dem Gelände des Barackenlagers eine Kindertagestätte zu integrieren. Im Oktober fasste der Magistrat den Grundsatzbeschluss für den Bau des Gemeinschaftszentrums, welches 1975 für 2,3 Mill. Mark fertiggestellt und eingeweiht wurde. Zuvor konnte der Verwaltungsausschuss noch durchsetzen, das aus dem geplanten Kriechkeller von 0,80 m Höhe ein später noch auszubauendes Kellergeschoss wurde. "Mit einem ausgeweiteten Angebot will man jetzt im neuen Haus aufwarten, wo das Erdgeschoß für die Jugendarbeit und ein Teil der ersten Etage für die Kinderarbeit zur Verfügung steht. Weitere Pluspunkte des Hauses: Discothek, Tischtennis- und Werkraum, Spielzimmer, sowie Foto- und Filmraum. Ein Sozialarbeiter zu den Schwerpunkten der Arbeit mit den Kindern aus sozial schwachen Familien: „Es geht hier primär um die Vermittlung von sozialem Lernen und das Bearbeiten von alterspezifischen Problemen mit den Mitteln des jeweiligen Arbeitskreises."

Kinder- und Jugendarbeit setzt jedoch nur einen Akzent im Haus Forstbachweg. Denn der linke Flügel des Obergeschosses dient der Arbeit des Sozial- und Gesundheitsamtes. Erstmalig konnte damit in Kassel „bürgernahe Sozialarbeit", wie sie Stadtrat Walter Heilwagen 1973 in einem neuen Konzept vorlegte, verwirklicht werden:

"Sechs Sozialarbeiter der Familienfürsorge haben dafür ihre Schreibtische im Rathaus verlassen und werden von hier ihre Betreuungsarbeit vornehmen.

So wird neben Altenarbeit u. a. vorbeugende medizinische Beratung, Betreuung von arbeitslosen Jugendlichen sowie Elternarbeit in schulischen Fragen angeboten. Gemeinschafts- und Hobbyräume für Bürger und Vereine dieses Stadtteils runden das Bild der neuen Einrichtung ab, von dem sich der OB dann auch wünschte, daß es „als ein echter Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens" in diesem Bereich genutzt wird.

Und das ist wirklich gelungen. Forstfelder Vereine blühten wieder auf, weil sie endlich einen Platz für regelmäßige Treffen hatten. Den Namen "Haus Forstbachweg" und die Adresse "Forstbachweg 16 C" behielt man aus Gründen der Erinnerung bei.

Ab 10. August 1980 wurden die Kellerräume für die Aktivitäten der Vereine in Forstfeld fertiggestellt. Es wurde dadurch ein 220 m² großer Raum geschaffen, unterteilt durch eine Faltwand. Dazu kamen eine Teeküche, ein Werkraum, eine Werkstatt, eine Garderobe und Toilettenanlagen. Die Versammlungsräume bieten 110 Personen Platz. Ein eigener Eingang führt zu diesen Räumen, die im Jahr 2020 volkommen renoviert wurden.

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Haus Forstbachweg 2019, Foto: Christian Hedler, HNA 2019-12-30

2019 wurde das Haus innen neu gestaltet, z. T. wurden Möbel des inzwischen geschlossenen Olof-Palme-Hauses übernommen. Die knapp 1300 m² sind heute (2021) größtenteils vom Jugendamt belegt. Im Erd- und Obergeschoss sind ein Hort und ein Jugendzentrum untergebracht. Für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils stehen nun drei Räume zur Verfügung. Ein teilbarer Veranstaltungsraum mit 180 m² Fläche und zwei 27 m² große Räume. Der große Raum kann auch von Bürgerinnen und Bürgern  für private Veranstaltungen und Feiern gemietet werden.

Redakteur und Editor: Falk Urlen

 

Quellen:

Offizielles Projekt zu Kassel 1100: www.forstfeld.de (inzwischen geschlossen)

HNA v. 30.12.2019

 

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Kurzbeschreibung

Das Sozialzentrum Haus Forstbachweg in Forstfeld entstand ursprünglich aus einer Baracke mit einer Gaststätte. Mit Hilfe von Sozialarbeitern rüsteten Kinder diese in  einen Jugendtreff um und schlugen auch den Namen vor. 1975 wurde der Neubau des heutigen "Haus Forstbachweg" eingeweiht, 1980 die ausgebauten Kellerräume, die in Zukunft von Forstfelder Vereinen genutzt wurden. Im Haus wurden Dienststellen für Sozialarbeiter untergebracht.

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