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Wohnungsbau in der Gartenstadt Salzmannshausen
- Autor: Erhard Schaeffer
- Zeit: 1903
- Ort: Salzmannshausen
- Vom: 13.11.2014
- Themen: Stadtentwicklung, Siedlungsgesellschaften / Genossenschaften
Die Gartenstadt Salzmannshausen hat für die Sozial-, Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Kassel eine eindrucksvolle Bedeutung. Die Entwicklung der Gartenstadt Salzmannshausen ist eng mit der 1876 gegründet Textilfabrik - Salzmann - verbunden.
Vor und während des Ersten Weltkriegs stieg der Textilbedarf für militärische Zwecke stark an. Die wachsende Firma Salzmann musste in Kassel für ihre auswärtigen Facharbeiter Wohnraum zur Verfügung stellen. Die Umnutzung der 1899 von Salzmann erworbenen - Charité - zu Arbeiter- und Angestelltenwohnungen (sog. Villa Salzmanns-Hof) war der Anfang der Wohnungsfürsorge. Die Expansion des Werkes erforderte am Anfang des 20. Jahrhunderts die Intensivierung der Wohnraumbeschaffung. So gelangte die Firma durch Ankauf und Tausch in den Besitz geeigneter Baugrundstücke entlang der Sandershäuser Straße. Durch Anlage von Straßen und Versorgungsleitungen wurde das Gelände erschlossen. Die Straßen wie Spangenberger-, Rauschenberger-, Einbecker-, Orderaner- und Salzmannstraße wurden nach den Geburtsorten von Heinrich Salzmann und seiner Gattin sowie nach den Standorten der einzelnen Werke benannt. 1903-08 konnten erste Häuser als Eigentum von Werksangehörigen mit finanzieller Unterstützung von Salzmann errichtet werden. Die ersten acht Häuser wurden 1903 in der Huthstraße errichtet. Damit begann eine Wohnbautätigkeit, die für das Werk sowie ganz allg. für Bettenhausen und mit der Eingemeindung 1906 für Kassel von großer Bedeutung wurde.
Salzmannshausen war von Anfang an als Gartenstadt nach engl. Vorbild und als Absage an den Mietkasernenbau wie im Ruhrgebiet geplant. Anstelle von Mehrfamilienhäusern wurden Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut. Dabei war die Entwicklung der Wohngrundrisse von den ersten Einfamilienhäusern in der Huthstraße über Mehrfamilienhäuser 1911 bis zu den Ein- und Zweifamilienhäusern in der Zeit von 1912 bis 1914 den Wohnbedürfnissen angepasst. Um sich von den hohen Investitions- und Unterhaltskosten zu befreien, gründete die Firma Salzmann 1910 die Kassel-Bettenhäuser Gemeinnützige Baugesellschaft. Dies gab die Möglichkeit den Kreis der Siedler über die Werkgemeinschaft zu erweitern. Bei der Planung wurden nun die zukünftigen Bewohner beteiligt. Die Wohnungen der Zweifamilenhäuser verfügten über Flur, Küche, belüftete Speisekammer, Aborte und Badezimmer. Eine derartige Ausstattung war in der damaligen Zeit im Siedlungsbau nicht üblich.
Wegen der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg wurde das ursprünglich Konzept der Gartenstadt aufgegeben und Dreifamilienhäuser in Reihenhausbauweise sowie Versorgungsstätten des täglichen Bedarfs errichtet. Dazu gehörte das 1923 an der Ecke Sandershäuser Straße und Salzmannstraße errichtete dreigeschossige Bäckereigebäude. Die Pläne zur Erweiterung der Siedlung auf der rechten Seite der Sandershäuser Straße, dem Ostteil der Siedlung, nach einem preisgekrönten Entwurf von Professor Fischer aus München wurden 1935 durch den Bau des Autobahnzubringers (Dresdener Straße) verhindert. Der im Bild dargestellten Lageplan zeigt den Fischerschen Entwurf und zugleich die einzelnen Entwicklungsperioden der ganzen Anlage, die weiß dargestellten Gebäude blieben nur in der Planungsphase.
Die ersten Bomben des folgenden Weltkrieges fielen in Bettenhausen 1940 auf Salzmannshausen. Durch Bombenschäden und die Überflutung anlässlich der Sprengung der Edertalsperre 1943 wurden viele Gebäude beschädigt oder zerstört. Nach den Zerstörungen des - Zweiten Weltkrieges - begann der Wiederaufbau. Bis 1957 waren die meisten Häuser wieder instand gesetzt oder neu gebaut. Im selben Jahr vereinigte sich die Melsunger Gemeinnützige Baugesellschaft mit der Kassel-Bettenhäuser Gemeinnützigen Baugesellschaft.
1952 wurde das gesamte unbebaute Gebiet zum Industriegelände erklärt. Eine Bebauung mit Wohngebäuden nach dem einstigen Fischer Entwurf war dadurch nicht mehr möglich. Die Häuser Sandershäuser Str. 124-126 stehen heute unter Denkmalschutz. Auf dem Baugrund der ehemaligen Bäckerei hat die Firma SMA Solar Technology AG ein fünfstöckiges Bürogebäude mit 125 Büroräumen errichtet. Auch andere Flächen der einstigen Siedlungsbauplanung zwischen Dresdener und Mündener Straße sind von der expandierenden Firma SMA seit 2010 bebaut worden.
Text: Erhard Schaeffer, November 2014
Quellen:
Denkmalbuch der Stadt Kassel, 1980
Blick auf die Gartenstadt Salzmannshausen in einer Festschrift der Firma Salzmann & Comp, anlässlich der Tausendjahrfeier Kassels, 1913
Fünfzig Jahre Wohnungsbau, Wohnungsfürsorge der Firma Salzmann & Comp. zu Kassel, 1926
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Kurzbeschreibung
Die Gartenstadt Salzmannshausen hat für die Sozial-, Kunst- und Kulturgeschichte der Stadt Kassel eine eindrucksvolle Bedeutung. Die Entwicklung der Gartenstadt Salzmannshausen ist eng mit der 1876 gegründet Textilfabrik Salzmann verbunden.
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