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Tradition und Bescherung in Alt-Bettenhausen
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1953
- Ort: Dorfplatz an der Losse
- Vom: 05.03.2019
- Themen: Weihnachten, Menschen erzählen
Das Weihnachtsfest hat eine jahrhundertalte Tradition und wird in Abhängigkeit von Zeitgeist und Region in vielen Formen gefeiert. Wie die Bettenhäuser vor 1939 Weihnachten feierten und wann Bescherung war, hat der Chronist Bruno Jacob in einem Beitrag für das „Bettenhäuser Heimatblatt“ in 1953 beschrieben. Der Artikel wird hier ungekürzt und unkommentiert wiedergegeben.
„Wenn heutzutage am Weihnachtsabend in allen deutschen Landen, ja sogar überall In der ganzen Welt, wo Immer auch Deutsche wohnen mögen, der Lichter-baum brennt, dann erscheint uns das so selbstverständlich, als könne es niemals anders gewesen sein.
Und doch ist, gemessen am Alter des Weihnachtsfestes, das schon in vorchristlicher Zeit von den alten Germanen als "Julfest" gefeiert wurde, der schöne Brauch des Weihnachtsbaumes erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit bei uns üblich. Zum ersten Male erwähnt wird der Christbaum im Jahre 1604 in der Straßburger Gegend. Aber der Siegeszug, den er von dort aus durch ganz Deutschland antrat, verlief -entsprechend dem Tempo der damaligen Zett - für unsere heutigen Begriffe überaus langsam.
So dauerte es denn rund 200 Jahre, bis die schöne neue Sitte sich auch im Kurfürstentum Hessen überall durchgesetzt hatte. Es war besonders die französische Fremdherrschaft von 1800-1813, die die Gemüter aufrüttelte und in Verbindung mit der aufsteigenden Romantik zu einer Vertiefung des Glaubenslebens führte. In jener Zeit wurde der Weihnachtsbaum überall in Kurhessen und besonders auch in unserem so nahe der Landeshauptstadt gelegenen Bettenhausen üblich.
Sehr bald gesellte sich zu dem Weihnachtsbaum auch das Christgärtchen. Es umgab meist den Weihnachtsbaum und zeigte Schäfchen und einen Hirten. In manchen Familien wurde auch ein selbständiger Christgarten gebastelt, besonders dann, wenn das Familienoberhaupt oder einzelne Familienmitglieder geschickt genug dazu waren, alles selbst herzustellen, denn fabrikmäßig hergestellte Tiere und dergl., wie sie heute üblich sind, gab es damals natürlich noch nicht. Die Christgärten waren oft wahre Wunderwerke der Bastelkunst, manche zeigten Springbrunnen oder auch Häuser, die durch kleine Kerzen beleuchtet waren, und bei denen man durch die Fenster die ganze Inneneinrichtung betrachten konnte. Die Entwicklung dieses Brauches erreichte ihren Höhepunkt um das Jahr 1850 und verblieb so, bis sich gegen Ende des Jahrhunderts die aufkommende Spielwaren-Industrie mehr und mehr des "Weihnachtsgeschäftes" bemächtigte.
Im nahen Kassel bestand auf dem Königsplatz "das Christmarkt", wie es uns der Kasseler Mundartdichter Heinrich Jonas sehr lebendig in einer seiner schönen Erzählungen, die immer lesenswert bleiben, schildert. Die Buden umsäumten das Rund des Platzes, und hinter ihnen standen die Weihnachtsbäume zum Verkauf. Der Weg in der Mitte wurde eingesäumt von den Verkäufern der kleinen Hausindustrie, die dort mit Tieren und Engeln aus Ton oder mit Watteschäfchen ihr Geschäft trieben, ebenso wie sie auch das Moos und andere Bestandteile der Christgärten feilhielten.
Wie war es doch damals so traut und anheimelnd, wenn man in der Frühe des ersten Weihnachtstages durch unser Alt-Bettenhausen ging, wo aus allen Fenstern die Weihnachtskerzen strahlten, denn damals wurde in der Frühe (nach der Heiligen Nacht) des ersten Festtages gefeiert und beschert. Mit Unruhe wartete die Jugend auf den Klang der Glocke aus dem Weihnachtszimmer, in dem sich das Christkindchen zu schaffen machte. Wenn sich dann die Tür öffnete und die ganze Familie um den Christbaum stand und die Geschenke bestaunte, dann wurden all die alten schönen Weihnachtslieder gesungen, die von den Eltern und Voreltern überkommen waren. Erst nach der Bescherung, wenn schon das Morgenlicht durch die Fenster lugte, setzte man sich an den Kaffeetisch mit seinem Festtagskuchen.
Gar manches ist heute anders geworden, das ist sicher! Ob aber besser und schöner, ob behaglicher und gemütlicher, das möge jeder selbst entscheiden!“
Bruno Jacob
Editor: Bernd Schaeffer, März 2019
Quelle: Bettenhäuser Heimatblatt, 2. Jahrgang, Nummer 4, Dez. 1953
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Kurzbeschreibung
Das Weihnachtsfest hat eine jahrhundertalte Tradition und wird in Abhängigkeit von Zeitgeist und Region in vielen Formen gefeiert. Wie die Bettenhäuser vor 1939 Weihnachten feierten und wann Bescherung war, hat der Chronist Bruno Jacob in einem Beitrag für das „Bettenhäuser Heimatblatt“ in 1953 beschrieben. Der Artikel wird hier ungekürzt und unkommentiert wiedergegeben.
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