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Das Weihnachtsgedicht!

Ein Junge Sitzt am Tisch neben dem Weihnachtsbaum

Joachim unterm Weihnachtsbaum
Foto: Joachim Schmidt

Von 1946 bis 1966 verbrachte ich meine Kindheit und Jugend in der Osterholzstraße. Unser Hauseingang in der Rinaldstraße (heute Buttlarstraße) lag gegenüber dem sogenannten Lehrereingang der Schule (ehemals Bürgerschule 25). Er dürfte nur von den Lehrerinnen und Lehrern benutzt werden. Der Hausmeister der Schule Siebert konnte die Einhaltung der Regel von einem kleinen Fenster aus überwachen. Wir Kinder mussten über den Schulhof ins Gebäude. Auf dem Schulhof mussten wir zunächst Klassenweise in zweier Reihe antreten und wurden dann zu unserem Klassenraum geleitet. In der dunklen Jahreszeit, wenn die Putzfrauen ihre Arbeit erledigt hatten bin ich mit Rudi, dem Sohn des Hausmeisters, in der Schule auf Entdeckungstour gegangen. Es roch noch nach geöltem Holzmehl, das zum kehren und pflegen des Fußbodens verwand wurde. Besonders interessant und unheimlich war der dunkle Keller. Es gab schwere eiserne Türen, die zu Luftschutzräumen führten. In einer Ecke stand ein großer Kessel. Aus ihm wurde die sogenannte Quäkerspeise, eine warme süße Milchsuppe verteilt. Eine Tür führte in den Heizungskeller. Trat man in den Raum, stand man direkt auf dem Heizungskessel und konnte durch eine Öffnung die Flammen sehen.

In meiner Kindheit in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es am Heilig Abend die Bescherung erst nachdem ein oder zwei Weihnachtslieder gesungen wurden. Die Geschenke brachte noch der Weihnachtsmann. Dann trugen die Kinder ein Gedicht vor. erst danach gab es die ersehnten Geschenke. Hier ein Beispiel für den Vortrag eines Weihnachtsgedichts von Karoline Brinke, eine Mundartdichterin die auch die bekannten Gedichte „Frühlingserwachen“ und „Des kluge Hannesche“,sowie Prosatexte verfasste.

 

Der Vater sagt zu seinem Sohn: »Es ist Familientradition daß Kinder, die zur Schule gehen, Weihnachten unter'm Christbaum stehen. um den Eltern, die sich plagen, ein Gedichtchen aufzusagen!« Da geht er hin, der kleine Peter, und lernt schon eine Stunde später, ganz klammheimlich hinter'm Ofen, ein Gedicht mit sieben Strophen. Er lernt, als ging's um eine Wette, morgens, mittags, nachts im Bette, am Schulhof und auch anderswo, beim Baden. ja sogar am Klo. und nach drei Tagen kann er's schon, fürwahr, ein talentierter Sohn. Er hat dem Lehrer imponiert, als er vor diesem deklamiert, er übt auch weiter, treu und brav, und kann es, wie man sagt, im Schlaf, drum ist er voller Zuversicht, nur Heilig-Abend kann er's nicht. do, nimm den Fufb'cher zur Belohnung. Da steht er nun, der arme Tropf, feucht die Hände, heiß der Kopf, wird rot bis über beide Ohr'n, und beginnt nochmal von vorn. Der Vater, der den Text noch kennt ihm flüsternd dann das Stichwort nennt, doch hilft ihm das halt auch nicht mehr, weg ist weg und leer ist leer. Zum vierten Mal: »O, Herre Christ. deine, die. — verdammter Mist.« und zu allem Überfluß ballt er die Faust, stampft mit dern Fuß. flucht und wettert der Schlawiner und macht zum Schluß auch noch'n Diener Die Mutter weint, der Vater grollt. die Oma schnüffelt ungewollt. nur einer lächelt ganz verklärt. der Opa, der nicht mehr gut hört, klatscht vor Begeist'rung in die Händ" Ei, des Bubsche hod Talent. Do, nimm den Fuffb'cher zur Belohnung. des Schännste wor halt die Betonung!

Text: Joachim Schmidt, Dezember 2023

Quelle: Unsere Mundarten Heft 19 Veröffentlichte Mundartsprecher und -autoren Hessens zusammengestellt und manchmal kommentiert von Jürgen Piwowar, 2013

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Kurzbeschreibung

In meiner Kindheit in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es am Heiligabend die Bescherung erst nachdem ein oder zwei Weihnachtslieder gesungen wurden. Die Geschenke brachte noch der Weihnachtsmann. Dann trugen die Kinder ein Gedicht vor. erst danach gab es die ersehnten Geschenke. Hier ein Beispiel für den Vortrag eines Weihnachsgedichts von Karoline Brinke.       

                      

 

 

 

             

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