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Textilwaren Einzelhandel und Wirkerei KARL LEMMEL

Ladengeschäft und Hauseingang Leipziger Straße 143, 2012

Ladengeschäft und Hauseingang Leipziger Straße 143, 2012
Foto: Erhard Schaeffer, Kassel

Im Jahre 1935 wurde in der Leipziger Straße 143 die Firma Karl Lemmel, Textilwaren-Einzelhandel, gegründet. Dieser Gründung ging harte Arbeit der Eheleute Karl und Emmy Lemmel voraus, die schon seit 1931 eine Handwäscherei betrieben und damit 1956 das 25jährige Jubiläum begehen konnten. Ab 1939 betrieben die Eheleute Lemmel in der Leipziger Straße 143 auch noch eine Heißmangel.

Karl Gustav Lemmel wurde als Sohn der Eheleute Ernst und Marie Elisabeth Lemmel (geb. Ochs) am 26.01.1910 geboren. Karl Lemmel machte eine Ausbildung als Weberei-Fachmann und legte die Eignungsprüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Im Jahre 1935 wurde in der Leipziger Straße 143 die Firma Karl Lemmel, Textilwaren-Einzelhandel, gegründet. Dieser Gründung ging harte Arbeit der Eheleute Karl und Emmi Lemmel voraus, die schon seit 1931 eine Handwäscherei betrieben.

Leipziger Straße 137 bis 153 im Jahr 1960, im dem Haus in der Bildmitte hatte K. Lemmel siene Firma.
Leipziger Str. 137 bis 151 im Jahr 1960 In der Mitte das Haus 143 in dem Fam. Lemmel ihr Geschäft betrieb.  Foto: Stadtteilzentrum Agarhof e.V.

Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1946 richtete Karl Lemmel mit alten Nähmaschinen in behelfsmäßigen Räumen eine Näherei ein, in welcher den damaligen Verhältnissen entsprechend, aus ,,Alt - Neu" gemacht wurde.

Zwei Jahre danach gelang es Karl Lemmel, alte Webstühle zu erstehen, mit denen er eine Weberei aufbaute. Mehr als 100.000 Meter Stoffe wurden dort gewebt, und besonders in der Zeit der Zwangsbewirtschaftung konnte damit manche Not gelindert werden.

Ab 1948 baute Karl Lemmel in der Eichwaldstraße 85 seine eigene Weberei auf. Mit seiner Firma beabsichtigte Karl Lemmel sich dem Tempo der Zeit anzupassen und durch Neuanschaffung von weiteren Maschinen entsprechend zu modernisieren. Schwierigkeiten der Firma bestanden besonders im Facharbeitermangel, da diese Betriebsart (Wirkerei) in Kassel und Umland ortsfremd war.

Erläuterung Wikipedia: Mit Wirkerei wird sowohl die Herstellung von Gewirken mit Hilfe eines Wirkstuhls oder einer Wirkmaschine bezeichnet als auch ein Betrieb. Wirkwaren  sind aus Fadensystemen durch Maschenbildung auf einer Wirkmaschine industriell hergestellte textile Stoffe z. B. Unterwäsche, Gardinenstoffe, Spitzen, Netze, aber auch Samt und Plüsch.

 

Hausfront mit zwei Geschäften, 2012
Leipziger Straße 143, 2012  Foto: Erhard Schaeffer, Kassel

1950 übernahm Herr Lemmel einen Wirkwarenbetrieb aus Holzhausen und produziert in Tag- und Nachtarbeit in seinen eigenen neuen Räumen in seinem Haus in der Eichwaldstraße 85 als einziger Wirkwarenbetrieb in Kassel im Monat für mehr als 1000 Anti-Rheuma-Steppdecken die Bezüge. Diese Bezüge liefert er an die größten und namhaftesten Steppdecken-Fabriken im Bundesgebiet. Außerdem entstanden in der Wirkerei auch sämtliche Trikotstoffe für Unterwäsche, die in der eigenen Näherei auf modernsten Nähmaschinen zu Trikotagen konfektioniert wurden.

Wie bisher wurden in dem Einzelhandelsgeschäft am Kunigundishof, Leipziger Straße 143, sämtliche einschlägigen Textilien geführt wie: Damen- und Herrenunterwäsche, Oberhemden, Sporthemden, Damen- und Kinderstrümpfe Herrensocken, Taschentücher, Strumpf- und Strickwolle usw. sowie Bettwäsche Tischwäsche Hand- und Geschirrtücher. Außerdem befand sich in diesem Laden eine Annahmestelle der Reinigungsanstalt Theodor Ebeling, Kassel-B. und eine Annahme von Laufmaschen-Reparaturen. 1956 feierten die Eheleute Karl Lemmel und Emmy, geb. Finkentey, ihre Silberhochzeit. Aus der Ehe gingen zwei Söhne, Paul Lemmel (geb. 1931) und Gerd Lemmel (geb. 1940), hervor.

Zum 1. Dezember 1952 stieg Herr Bröffel in das seit ca. 20 Jahren bestehende Einzelhandelsgeschäft für Textilien von Karl Lemmel in der Leipziger Straße ein. Herr Lemmel konnte sich diesem Einzelhandelsgeschäft nicht mehr widmen, da er in seiner mechanischen Weberei in der Eichwaldstraße 85 voll beschäftigt war und von dort aus nur die Industrie und Großabnehmer belieferte.

Wohnhaus mit Nebengebäude, Eichwaldsstraße 85 2012
Ehemaliges Wohnaus mit Nebengebäude der Familie Lemmel, Eichwaldsstraße 85, 2012  Foto: Erhard Schaeffer, Kassel

Nach Erwerb des Wirkereibetriebes in Holzhausen und Aufstellung der Maschinen in dem Kasseler Betrieb wurde das Unternehmen von einer Weberei in eine Wirkerei umgestellt und der Maschinenpark in den folgenden Jahren um modernste Wirk- und Strickmaschinen erweitert. Der Betrieb wurde baulich ständig vergrößert. 1958 fügte Karl Lemmel seinem Betrieb eine Steppdecken Fabrikationsabteilung hinzu. Zur Beschaffung des Rohstoffes betrieb die Firma zeitweise auch eine Schafwollsammelstelle. (Kleinanzeige von 1971)

  • Schafwoll-Sammelstelle. Wir nehmen Ihre Schafwolle gewaschen, ungewaschen in Zahlung, tauschen sie gegen Strickgarn, Strickjacken, Pullover, Steppdecken, Unterbetten, Einziehdecken. Bitte schreiben Sie uns. Ihre Wolle wird abgeholt. Karl Lemmel, Steppdeckenfabrik Kassel-Bettenhausen, Eichwaldstraße 85, Tel. 5 80 20(05 61)

Im Jahr 1960 konnte die Firma auf erfolgreiche 25 Jahr Bestehen zurück blicken. Sie bestand bis zum Tod des Firmengründers 1975 am Standort in Bettenhausen.

Karl Lemmel hatte zwei Söhne, Paul Lemmel (* 1931, † vor 2002) und Gerd Lemmel (* 15.10.1940 † 13.10.2008). Die beiden Söhne führten das Geschäft nicht fort. Gerd Lemmel betrieb einen Einzelhandel mit Leder- und Pelzbekleidung und Paul Lemmel einen Handel mit Haustür Überdachungen und Verkleidungen.

Editor: Erhard Schaeffer, April 2020

 

Quelle:

  • Hessische Allgemeine 12.09.1960
  • Kurt Klehm. Bettenhausen 1906-1956, eine Chronik. Bettenhauser Verlag 1956

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Kurzbeschreibung

Im Jahre 1935 wurde in der Leipziger Straße 143 die Firma Karl Lemmel, Textilwaren-Einzelhandel, gegründet. Dieser Gründung ging harte Arbeit der Eheleute Karl und Emmy Lemmel voraus, die schon seit 1931 eine Handwäscherei betrieben und 1956 das 25jährige Jubiläum begehen konnten. Ab 1939 betrieben die Eheleute Lemmel in der Leipziger Straße 143 auch noch eine Heißmangel.

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