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Erinnerungen an die Schulzeit in Waldau und Bettenhausen
- Autor: Wilfried Strube
- Zeit: 1947
- Ort: Bürgerschulen 25 und 26
- Vom: 04.10.2017
- Themen: Jugend- und Kindheitserinnerungen, Menschen erzählen
Es war einmal... so beginnen Märchen aber auch Erinnerungen an die Vergangenheit. Wilfried Strube erinnert sich an seine Schulzeit von 1947-1956, die mit einem häufigen Wechsel zwischen den Schulen in Waldau und Bettenhausen verbunden war. Mit einem Gang durch das alte Schulhoftor werden diese Erinnerungen wieder aufgerufen:
Im Jahre 1947, es fuhr die Straßenbahn noch bis zur Endstation „Leipziger Platz“, die Dampflok fuhr noch bis Waldkappel und versorgte in Bettenhausen noch die Industriebetriebe mit Gütern und Material, die Söhrebahn zuckelte noch auf ihren Gleisen vom Bahnhof Bettenhausen nach Wellerode-Wald und alle Wege von der Siedlung am Lindenberg, der sogenannten „Fieseler Siedlung“ und der „Städtischen Siedlung“, auch „Afrika-Siedlung“ genannt, nach Bettenhausen oder Waldau mussten zu Fuß erledigt werden. Manche hatten zu der Zeit auch schon ein Fahrrad, zusammengebastelt aus gefundenen Einzelteilen, die nicht immer zueinander passten, aber man konnte sich damit etwas bequemer fortbewegen.
Es war zu dieser Zeit auch nicht verboten oder strafbar, die ungezogenen Schulkinder auf die Wange zu hauen, die Ohren lang zu ziehen oder in die Wange zu kneifen, sogar Lineale oder Stimmgabeln wurden eingesetzt und Kreidestücke und Schlüsselbunde fanden als Wurfgeschosse Verwendung. Also kurz und gut, eine preußische Erziehung mit einiger Strenge als Vorbereitung auf das spätere Leben. Ja, da wurde der Kriegsjahrgang 1941 eingeschult. Die Schulanfänger vom Lindenberg mussten zu Fuß nach Bettenhausen, ein beschwerlicher langer Weg entlang der Leipziger Straße zur Bürgerschule 25, Kassel-Bettenhausen (Rinaldstraße), die Schulanfänger der Fieseler Siedlung zur Bürgerschule Kassel-Waldau, ein Fußweg durch die Felder, und die Schulanfänger der „Städtischen Siedlung“ durften wählen zwischen der Bürgerschule Kassel-Waldau und der Bürgerschule Kassel-Bettenhausen (Rinaldstraße).
Der Verfasser dieses Artikels wurde in der Bürgerschule Kassel-Waldau eingeschult, weil die Mutter, eine Kriegerwitwe, diesen Schulweg für ungefährlicher hielt. So trabte ich jeden Morgen ca. 3,5 Kilometer zur Schule und am Mittag wieder zurück. Manchmal legten wir Schulkinder auch am „Wahlebach“ eine Spielpause ein, bevor wir dann zu Hause ankamen. So ging dies bis Ende des 2. Schuljahres in 1950. Dann wurde, weil irgendein Schulrat oder Politiker oder aber auch beide gemeinsam erkannt hatten, welche Strapazen dies für uns Schulkinder war, eine sogenannte Zweigstelle der Volksschule Kassel-Bettenhausen im „Lettenlager“ am Forstbachweg eingerichtet. Die Schulpflichtigen der 3. Klasse vom Lindenberg und der städtischen Siedlung hatten nunmehr bei dem Klassenlehrer Kosellek eine neue Heimat gefunden. Aber die Freude über einen nunmehr kürzeren Schulweg dauerte nicht lange.
Im Jahre 1951 hielt man die nun 10-jährigen Schulkinder für genug belastbar und schickte sie nunmehr zur Bürgerschule 25 Kassel-Bettenhausen (Rinaldstraße). Nun hatten wir wieder einen langen Fußweg und durften uns wiederum an neue Klassenlehrer gewöhnen. An der sogenannten „Rinaldschule“ wurden dann 2 Klassen des 4. Schuljahres neu zusammengelegt. Dort durften wir, man staune, wieder bis zum Herbst 1952 bleiben um dann in die neu erbaute „Bürgerschule Am Togoplatz“ umgeschult zu werden. Diesmal durften wir unsere Klassenlehrerin, Frau Schröter, für ihre Strenge und Ernsthaftigkeit bekannt, behalten. Zu dieser Zeit hatten wir an der Bürgerschule „Am Togoplatz“ drei Klassen: die 7a, die 7b und die 7c.
So vergingen die Schuljahre bis zum Frühjahr 1955. Zu dieser Zeit waren auch ältere Jahrgänge, die während des Zweiten Weltkrieges keine Schule besuchen konnten, in unsere Klassen eingefügt worden, diese verließen nun vorzeitig die Schule aufgrund ihres Alters. Die Folge war, dass nun die verbleibenden Schüler in zwei Klassen - 8a und 8b - mit den Lehrerinnen Frau Matzel und Frau Klein zusammengeführt wurden.
Ich kam zu Frau Matzel, später verheiratete Resow. Wie sich dann herausstellte, ein Glücksfall, eine junge Lehrerin Ende 20, die es verstand, die Stärken eines jeden Schülers und der Schülerinnen zu entdecken und uns auf unseren späteren Berufsweg und das Leben gut vorbereitete. So wurde jeden Morgen zum Beginn des Unterrichts ein Kopfrechnen angesagt. Alle mussten aufstehen und die ersten drei, die jeweils eine Aufgabe gelöst hatten bekamen die Note „eins“, die nächsten jeweils die leistungsgerechten Noten. Jeder kam dran, auch wenn es bei einigen etwas länger dauerte, so wurden alle Klassenkameradinnen und Klassenkameraden in Deutsch und Mathematik für‘s Leben vorbereitet.
Leider habe ich in den 25 Jahren meiner Ausbildertätigkeit bei Praktikantinnen und Praktikanten immer öfter feststellen müssen, dass diese wichtigen Grundfächer immer mehr vernachlässigt wurden, selbst in den sogenannten „ höheren Schulen“.
Diese neuen jungen Lehrerinnen, Frau Matzel, Frau Klein und Frau Höhndorf brachten neuen Schwung an die Schule und gingen hervorragend auf die Schülerinnen und Schüler ein. Vergessen war der preußische Schuldrill und es machte Freude zur Schule zu gehen.
Wir waren 32 Schulkinder in der Klasse 8a und es entwickelten sich Freundschaften, die, wenn auch locker, heute nach 60 Jahren der Schulentlassung noch Bestand haben. So blieb es nicht aus, dass wir uns nach 20 Jahren im Jahr 1976 das erste Mal zum Klassentreffen zusammenfanden. Seit dieser Zeit organisiert unser damaliger Schulkamerad, Horst Klose, alle 5 Jahre ein Klassentreffen.
So fand am 20.07.2016, der Schulabgang lag nun 60 Jahre zurück, im Gasthaus Rode in Lohfelden-Ochshausen ein weiteres Klassentreffen statt, zu dem immerhin noch 12 Mitschülerinnen und Mitschüler erschienen. Einige wären, wie sie mitgeteilt hatten, gerne gekommen, aber aus Gesundheitsgründen war ihnen ein Erscheinen nicht möglich.
Abschließend wurde im Kreis der Anwesenden beschlossen, dass aufgrund des Alters - die meisten sind bereits 75 Jahr alt, der Rest wird es in Kürze - wir uns zukünftig alle 2 Jahre treffen wollen. Ja der Kreis wird immer kleiner, aber wir freuen uns alle auf das nächste Klassentreffen in 2018.
Text: Wilfried Strube, 2016
Editoren: Falk Urlen und Erhard Schaeffer, September 2017
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Kurzbeschreibung
Es war einmal... so beginnen Märchen, aber auch Erinnerungen an die Vergangenheit. Wilfried Strube erinnert sich an seine Schulzeit von 1947-1956, die mit einem häufigen Wechsel zwischen den Schulen in Waldau und Bettenhausen verbunden war.
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