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Dr. Wolfgang Zippel, sein Leben als Werksleiter und Kunstmäzen
- Autor: Joachim Schmidt
- Zeit: 1990
- Ort: Industriegebiet Lilienthalstrasse/Wohnstrasse
- Vom: 01.02.2023
- Themen: Bildende Kunst/Ausstellungen, Bedeutende Persönlichkeiten
Wolfgang Zippel wurde am 8. Februar 1923 in Kassel als Sohn eines Studienrates geboren. Er besuchte das Wilhelmsgymnasium und wurde als 17jähriger von der Schulbank weg zum Wehrdienst einberufen. Im Krieg wurde er schwer verwundet und verlor seinen rechten Arm. Ab 1942/43 studierte Wolfgang Zippel in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. Nach einem Studienaufenthalt in Chicago promovierte er 1950.
Seine berufliche Laufbahn begann Zippel 1953 bei der Spinnfaser AG in Kassel in der Rechtsabteilung. Als Werksleiter gehörte auch die Lehrlingsausbildung in seinen Zuständigkeitsbereich. Die gewerblichen Lehrlinge lernten im ersten Jahr ihrer Ausbildung die Grundlegenden Tätigkeiten ihres späteren Berufs in der Lehrwerkstatt, bevor sie dann in der Praxis ihre Erfahrung sammeln konnten. Einmal in der Woche gab es neben der Berufsschule Werksunterricht unter anderem in Mathematik, Physik, Elektrokunde und Fachzeichnen. Alle Vier Wochen war Sport während der Dienstzeit angesagt. Im Winter schwimmen im Hallenbad Ost oder schwitzen in der werkseigenen Sauna. Im Sommer ging es ins Freibad nach Lohfelden oder auf die betriebseigenen Sportanlagen in der Lilienthalstraße. Es wurden Besichtigungen der Stahlwerke von Hoesch in Dortmund und Buderus in Wetzlar organisiert. Zur Weihnachtfeier wurden von den Lehrlingen unter der Leitung von Axel Herwig (Musiker, Schauspieler, Regisseur, liebte die Kasseler Mundart) ein Stück von Charles Dickens aufgeführt. Nach dem Beginn der Kunstfaserproduktion in der neu errichteten Diolenfabrik fand, im Jahr 1965, in der Kantine der Spinnfaser AG eine Modenschau für die Betriebsangehörigen und deren Familien statt. Dr. Zippel sprach im Namen des Vorstandes die einleitenden Worte und erläuterte den Weg der Diolenfaser vom Werk in Kassel bis zur Konfektion.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit hatte er zahlreiche Ehrenämter. Als CVJM-Beiratsvorsitzender begrüßte er die Besucher eines Theaterstücks im CVJM-Haus an der Treppenstraße. Die Laiendarsteller waren zum größten Teil Lehrlinge der Spinnfaser AG. Als ehrenamtlicher Arbeitsrichter war er beim Arbeitsgericht in Kassel und beim Landesarbeitsgericht in Frankfurt tätig. Im Kulturausschuss des Arbeitskreises für Kommunalfragen war Dr. Wolfgang Zippel als Vorsitzender an der Organisation und dem Programm der Documenta III beteiligt. Er war auch in den 1960er Jahren im Vorstand der Deutsch-Indischen Gesellschaft Nachdem er zuletzt einige Jahre als Jurist in Kelsterbach gewirkt hatte, kehrte er 1983 in den Kasseler Raum zurück, um hier seinen Ruhestand zu verleben.
Leider verstarb er am 02.11.1990 nach langem schwerem Leiden kinderlos schon mit 67 Jahren. Nach seinem Tod sagte sein langjähriger Freund und Nachlass Verwalter Dr. Volker Schäfer über Ihn: „Er war von inneren Konflikten und Fragen geprägt und hat seine Ruhe in der Kunst gesucht“. Die Überraschung war groß, als im Jahr 1990 das Testament des früheren stellvertretenden Spinnfaser Werksleiters, Dr. Wolfgang Zippel, geöffnet wurde. Zippel vermachte nämlich sein gesamtes Vermögen (Liegenschaften, Bargeld und Kunstgegenstände) der Stadt Kassel mit der Auflage, eine Stiftung zur Förderung junger Künstler zu errichten. Vor allem junge Musiker und bildende Künstler, die nicht älter als 30 Jahre sind und in Nordhessen ansässig oder gebürtig sind sollen mit dem Preis bedacht werden.Über das Stiftungsvermögen hinaus hatte Dr. Wolfgang Zippel den Kasseler Museen auch noch die Bilder seiner Sammlung vererbt. Darunter befinden sich Werke von Nahl, Tischbein und Bantzer.
Die Stiftung „Kasseler Kunstpreis - Dr. Wolfgang-Zippel-Stiftung"
Die Stiftung ist 1991 vom Kasseler Magistrat offiziell begründet worden. Vorstand der Stiftung ist der Magistrat, dem ein siebenköpfiger Stiftungsrat zur Seite steht. Dem aktuellen Stiftungsrat gehören Kulturdezernentin Susanne Völker als Vorsitzende, Professor Joel Baumann, Milen Krastev, Andrea Linnenkohl, Olaf Pyras, Dr. Volker Schäfer und Hartmut Schmidt an.Der Kasseler Kunstpreis wird seit 1992 jährlich an Nachwuchstalente aus Musik und Bildender Kunst verliehen. Er ist mit jeweils 5.000€ dotiert. Außerdem vergibt die Stiftung Fördermittel für künstlerische Vorhaben und Ankauf von Kunstwerken für die Kasseler Artothek.Seit 2020 kann die Dr. Wolfgang-Zippel-Stiftung durch ein Vermächtnis von Doris Krininger ihr Wirken weiter entfalten und ausbauen. Bis zum ihrem Tod 2018 war Doris Krininger langjähriges Mitglied des Stiftungsrats. Um Kasseler Künstlerinnen und Künstler primär ab 35 Jahre zu fördern, vermachte sie der Stiftung einen Teil ihres Nachlasses.
Im Anhang 2 Videos zum Kasseler Kunstpreis und zur Artothek.
Text und Editor: Joachim Schmidt Februar 2023
Quellen:
HNA Archiv mehrere Ausgaben 1965, 1967, 1990, 1991
WebseitederStadtKassel:https://www.kassel.de/buerger/rathaus_und_politik/rund-ums-rathaus/ehrungen-und-preise/preise-der-stadt/kasseler-kunstpreis.php
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Kurzbeschreibung
Wolfgang Zippel wurde am 8. Februar 1923 in Kassel als Sohn eines Studienrates geboren. Er besuchte das Wilhelmsgymnasium und wurde als 17jähriger von der Schulbank weg zum Wehrdienst einberufen. Im Krieg wurde er schwer verwundet und verlor er seinen rechten Arm. Ab 1942/43 studierte Wolfgang Zippel in Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften. Nach einem Studienaufenthalt in Chicago promovierte er 1950
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