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Bettenhausen - Teil 1, Entstehung und dörfliche Entwicklung

Urkunde mit der Ersterwähnung Bettenhausens als Bethnehüsun

Urkunde von 1145, Ersterwähnung Bettenhausens als Bethnehüsun
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof

Zum ersten Mal erwähnt wurde Bettenhausen im Jahr 1145 als Bethnehüsun. In diesem ersten Teil zur Geschichte Bettenhausens wird der historische Weg vom Kauf der Ländereien, der Rodung und der Besiedlung geschildert. Die Geschichte der Marienkirche und die Industrialisierung durch die Mühlen an der Losse wird kurz geschildert und der Verlauf der Losse nachvollzogen. Im folgenden soll der Text der Medienzusammenstellung wiedergegeben werden.

Diese Urkunde von 1145 fotografierte unser Heimatforscher Helmut Schagrün im Hessischen Staatsarchiv Marburg, sie enthält die Ersterwähnung Bettenhausens als Bethnehüsun.

Bruno Jacob schrieb die Geschichte Bettenhausens zum 800sten Jahrestags der sogenannten Ersterwähnung 1127 auf, er hatte noch Zugang zu den alten Unterlagen, die in der Bombennacht im Oktober 1943 in Flammen aufgingen, so dass er heute oft die einzige historische Quelle ist. Inzwischen stellte sich heraus, dass die Jahreszahl in der Urkunde eine Fälschung war, ursprünglich stand hier 1145.

Bruno Jacob schreibt 1927 in einem Zeitungsartikel, dass es von der Neurodung in der Mark Heiligenrodes ein langer Weg war, bis sich das Dorf Bettenhausens als solches entwickelte. Nach der erwähnten Urkunde  erließ der Erzbischof von Mainz dem Kloster Kaufungen den Rottzehnten, der sonst auf durch Rodung nutzbar gemachtes Land erhoben wurde. Mönche des Klosters Weißenstein, welches mit Kaufungen verbunden war und dort lag, wo heute das Schloss Wilhelmshöhe liegt, kauften ca. 60 ha Land vom St. Albanstift zu Mainz.

Waldrodung im Mittelalter
Waldrodung im Mittelalter  Foto: Falk Urlen
Marienkirche 1938
Marienkirche 1938  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

In einer Urkunde von 1318 wird erstmals ein der Heiligen Maria geweihtes Gotteshaus erwähnt. Ein Gebäude in gotischem Stil stand inmitten eines Kirchhofes, der von einer Wehrmauer umgeben war. In Kriegszeiten bot die Kirche den Menschen Zuflucht vor Feinden, sie war die Burg der Bauern, so im Dreißigjährigen Krieg.

Das Patronat lag in den Händen der Kasseler Familie „ante portum“  und ging später auf das Geschlecht derer von Elben und 1535 an die Familie Buttlar über, an die heute noch ein Straßenname erinnert. Der Patron war verantwortlich für die Finanzierung und  er bestimmte den Pfarrer.

1585 gab es in Bettenhausen erst 35 Haushaltungen mit geschätzten 175 Bewohnern, im Jahr des  Kirchenbaus waren das sicher wesentlich weniger, die bei Gefahr den Schutz der Kirche in Anspruch nehmen konnten. Der erste Friedhof Bettenhausens war vor der Kirche.

Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche  neu erreichtet und 1793 eingeweiht, wie man es auf der Fahne   auf der Spitze des Glockenturms  heute noch lesen kann. Sie wurde wahrscheinlich auf den Grundmauern der alten Kirche erbaut, Teile des alten Turms sollen in den Neubau integriert worden sein. Neben den Türen wurden die schon genannten Türkeile der alten Kirche mit den gotischen Skulpturen eingefügt.

Die erste Glocke, die 1818 bei Henschel gegossen worden war, wurde während des Ersten Weltkriegs abgenommen und steht heute im Kasseler Stadtmuseum. Sie hören im Augenblick eine Gußeisenglocke, die die Bronzeglocke ersetzte

1944 wurde die Kirche durch Bomben zerstört und danach wieder aufgebaut, die alten Türkeile wurden dabei an einer anderen Stelle wieder eingesetzt.

Der Weg der Fuhrwerke durch Bettenhausen
Der Weg der Fuhrwerke durch Bettenhausen  Foto: @Falk Urlen

Von seiner Struktur her war Bettenhausen ein Angerdorf mit Teich und Dorfplatz, wie es noch auf alten Fotografien und Postkarten zu erkennen ist. Die Straßen richteten sich zum Teil nach dem Verlauf der Losse. Der Fernverkehr verlief  mitten durch das Dorf, die jetzige Leipziger Straße gab es noch gar nicht.

Man sprach in Bettenhausen von einem Oberdorf mit dem Mittelpunkt Marienkirche und einem Unterdorf dort, wo heute die Burgstraße verläuft. Im Oberdorf befanden sich große Höfe, ob es im Unterdorf in  der Nähe der Burgstraße  einmal eine Burg gegeben hat, ist nicht bekannt. 

Bauer versucht ein Rind durch die Furt der Losse zu führen
Furt und Steg über die Losse in Höhe der Burgstraße vor 1900  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Seit ewigen Zeiten durchfließt das Flüsschen Losse den Ort, sie war die Lebensader von Bettenhausen. Der Name wurde abgeleitet von dem ursprünglich keltischen Namen „Lotzmane“, welcher den keltischen Begriff „aman“ enthält, was soviel wie Fluss bedeutete. Der Bettenhäuser Stadtführer Helmut Schagrün weiß das aber sicher besser. Als er danach gefragt wurde, antwortete er:  (siehe Video).

Das Quellgebiet der Losse liegt östlich von Hessisch Lichtenau in einer Höhe von über 400 Metern. Auf dem ca. 25 km langen Weg nach Bettenhausen nimmt das Flüsschen das Wasser von ca. 30 Zuläufen auf. Bis Kassel, wo sie in die Fulda mündet, hat sie ein Gefälle von ca.  300 m, wodurch die hohe Strömungsgeschwindigkeit zu erklären ist. Zusammen mit der fast gleichbleibenden Wassermenge hat sie eine Kraft, die dazu geeignet ist, mehrere Mühlen anzutreiben. Sie fliest ca. 6 km durch Bettenhäuser Gebiet und wurde im Laufe der Zeit mehrfach begradigt, mitten im Dorf angestaut und ein Mühlgräben abgezweigt, um die Anlage von Mühlen zu ermöglichen. 

Als erste entstand Anfang des 15. Jahrhundert eine Drahtmühle, die Herwigsmühle. Bis 1679 wurden hier noch ca. 10 weitere Mühlen gebaut:

Die Lohmühle als Mahlmühle, die Faustmühle, die später zum Messinghof ausgebaut wurde und in der später die Statue des Herkules geschmiedet wurde, der Kupferhammer als Drahtmühle, der Eisenhammer als Papiermühle, die Grebenmühle, die Mühle mitten im Dorf, die Lohmühle, die Zobelmühle und die Agathmühle.

Die Losse war die Energiequelle für Bettenhausen und damit auch für Kassel. Zum Antrieb der Mühlräder wurde zusätzlich ein Graben gebaut und zwischen Losse und Graben entstand eine Insel. Durch diese Mühlen startete im Osten von Kassel, und damit auch in Kassel, die Industrialisierung.

Losse am Dorfplatz Einmündung des Mühlgrabens
Der Zulauf des Mühlgrabens am Dorfplatz, hier beginnt der Inselweg.  Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde im Kupferhammer  der größte Teil  des Richelsdorfer Garkupers, eine Vorstufe der Kupferproduktion,  zu Kupfer und Messing verarbeitet. Der Eisenhammer war zunächst eine Papiermühle, später ein Eisenhammerwerk, das Stabeisen aus Roheisen und altem Brucheisen herstellte, zum Teil wurde es auf dem zugehörigen Walzwerk in Neuenmühle zu Blech verarbeitet. 

Drahtmühle
Drahtmühle   Foto: @ Carl Ebert

Die Mühlen brauchten gleichbleibendes Wasser, insofern gab es in Bettenhausen ein Wehr und mehrere Mühlgräben.

An zwei Stellen konnte die Losse durch eine Furt überquert werden, für Fußgänger  gab es einen Steg mit einem Geländer nur auf einer Seite. Im Winter wurde dieser  Steg wegen Eisgangs abgebaut.

Heute wird die Losse  im ehemaligen Dorfgebiet von 7 Brücken überquert.

Bedeutende Verkehrswege verbanden Bettenhausen schon im 18. Jahrhundert mit den wichtigsten Handelsplätzen. Zum einen führte die Poststraße nach Hannover nord-westlich an der Ortslage vorbei, und zum anderen verband die Poststraße Bettenhausen mit Leipzig.

Editor: Falk Urlen, 1/2019

Quellen:

  • Geschichtskreis Bettenhausen früher und heute
  • Helmut Schagrün, Niestetal

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Kurzbeschreibung

Zum ersten Mal erwähnt wurde Bettenhausen im Jahr 1145 als Bethnehüsun. In diesem ersten Teil zur Geschichte Bettenhausens wird der historische Weg vom Kauf der Ländereien, der Rodung und der Besiedlung geschildert. Die Geschichte der Marienkirche und die Industrialisierung durch die Mühlen an der Losse wird kurz geschildert und der Verlauf der Losse nachvollzogen. Im folgenden soll der Text der Medienzusammenstellung wiedergegeben werden. 

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