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Bei Dr. Wilhelm Wittich ging Prinz Heinrich von Preußen in die Schule.
- Autor: Bernd Schaeffer
- Zeit: 1850-1899
- Ort: Leipziger Straße > Leipziger Platz
- Vom: 16.08.2025
- Themen: Stadtteilkultur, Bedeutende Persönlichkeiten
Dr. Wilhelm Wittich
Foto: Carl Eberth, HNA
Wilhelm Friedrich Werner Wittich wurde am 26. Oktober 1841 als Sohn des Hüttenvogts Georg Wittich auf dem Messinghof in Bettenhausen geboren. Nach dem Besuch einer privaten Grundschule machte er 1859 in Kassel am Lyceum Fridericianum sein Abitur. Danach studierte er in Marburg Theologie sowie Philologie und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. arbeitete er als junger Lehrer an verschiedenen Schulen, bis er im November 1874 Oberlehrer an der Realschule 1 in Kassel wurde. In dieser Zeit besuchte Prinz Heinrich von Preußen, der jüngere Bruder des späteren Kaisers Wilhelm II., als Schüler diese Schule. Wittich wurde nach 20 Jahren als Schulleiter in 1904, nach Differenzen mit seinen Vorgesetzten, vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet. Er starb am 30. Oktober 1907.
Georg Wittich wohnte mit seiner Familie als Hüttenvogt des staatlichen Messinghofs in Bettenhausen in dem sogenannten Beamtenhaus westlich der Mühlenanlage. Am 26. Oktober 1841 wurde sein Sohn Wilhelm Friedrich Werner Wittich geboren.
Vater Georg, auf eine gute Allgemeinbildung bedacht, schickte seinen Sohn als Grundschüler auf die Falckenheiner’sche Privatschule in Kassel. Dr. Wilhelm Falckenheiner, Pfarrer in der französisch-reformierten Kirche in der Oberneustadt, war Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner als Lehrerin tätigen Frau Wilhelmine ein besonderer Förderer des Bildungswesens in Kassel.
Von Ostern 1852 besuchte Wilhelm Wittich das Lyceum Fridericianum in Kassel bis zum Abitur Ostern 1859. Sein Studium der Philologie und Theologie absolvierte er in Marburg. Am 5.Juni 1863 bestand er die erste theologische Prüfung und noch im selben Jahr das theologische Tentamen. Die Prüfungen als Gymnasiallehrer für die Fächer Philologie und Geschichte absolvierte er erfolgreich am 29. Juli 1864 und noch im selben Jahr beendete er seine Studienzeit mit dem Erwerb der philologischen Doktorwürde.
Seine erste Lehrerstelle fand Wilhelm Wittich an der Realschule I. Ordnung in Aschersleben/ Sachsen-Anhalt. Da sich die Eröffnung einer entsprechenden Schule in Kassel noch bis Ostern 1869 verzögerte, kam er, ein halbes Jahr später als geplant, im folgenden Winterhalbjahr an die lateinlose Realschule in Kassel
Das weiterführende Schulwesen war in der damaligen Zeit in einer Umbruchsphase. Führende Pädagogen hatten erkannt, dass sich das „reale“ Leben und der technische Fortschritt auch in den Lehrplänen der Schulen abbilden sollte. Dies war der Anstoß zur die Gründung der „Realschulen“. Kassel war 1866 als Hauptstadt der Provinz Hessen-Nassau in das Königreich Preußen eingegliedert worden, damit verbunden war ein außerordentliches Bevölkerungswachstum und wirtschaftlicher Aufschwung. In der Folge eröffnete am 19. April 1869 die „Realschule 1. Ordnung“ in der Wolfsschlucht 10 ihre Türen. Knapp 300 Schüler konnten dort eine Abschluss erreichen, der dem heutigen Fachabitur vergleichbar ist.

An dieser Schule wurde Dr. Wilhelm Wittich am 9. November 1874 zum Oberlehrer ernannt. Ganz in der Nähe der Schule, im Haus Wolfsschlucht 7 im 1. Obergeschoss, hat Dr. Wilhelm Wittich auch gewohnt.
Während Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm II., standesgemäß das Friedrichsgymnasium in Kassel bis zum Abitur besuchte, wurde Prinz Heinrich (*14.08.1862 in Potsdam), sein jüngerer Bruder, in der Kasseler Realschule 1. Ordnung angemeldet. Ihm gelang es als Schüler nicht, den hohen Anforderungen seiner Mutter Victoria gerecht zu werden. Sie schrieb in einem Brief an ihre Mutter in England über ihren Sohn Heinrich:“ Er ist schrecklich zurückgeblieben in allem … ist hoffnungslos faul – langweilig und träge in seinen Schulstunden.“ (Zitat: Michaela Blankart, web.archive.org/web/20161227030654/https://www.preussen.de/de/geschichte/1888_friedrich_iii./kinder/heinrich.html. aufgerufen 12.08.2025).
Prinz Heinrich besuchte die Realschule, an der Dr. Wilhelm Wittich zur selben Zeit Oberlehrer war, von Anfang 1871 bis zu seinem Schulabschluss, die „Mittlere Reife“, in 1877. Über seine schulischen Leistungen erfahren wir aus seiner Schülerakte: „Versetzung zum Schuljahr 1876 mit durchschnittlicher Leistung in Mathematik und Latein“, ein Lehrerkommentar: „Ordentliche Führung, benötigt jedoch öfter Ermahnungen zum pünktlichen Unterrichtsbesuch.“
Nach seinem Schulbesuch begeisterte sich Prinz Heinrich für die Seefahrt und die Ausbildung bei der Marine. Er war auch Mitglied des Kaiserlichen-Yachtclubs in Kiel. Die im Club getragene Schirmmütze, die an die Uniform-Mütze der kaiserlichen Marine angelehnt war, wird bis zum heutigen Tage als „Prinz-Heinrich-Mütze“ bezeichnet.
An der Realschule 1. Ordnung wuchs die Schülerzahl soweit an, dass noch in 1871 ein neues, größeres Schulgebäude in der Schomburg Straße 2 errichtet werden musste. Noch bevor Wilhelm Wittich am 20. April 1883 zum Direktor der Einrichtung berufen wurde, erfuhr die Schule in 1882 durch die Bezeichnung „Realgymnasium“ eine entscheidende Aufwertung. Die Abschlüsse des Realgymnasiums glichen damit stärker dem heutigen Abitur.
Ende des 19. Jahrhunderts war es üblich die Schulgemeinde, zu den Festlichkeiten anlässlich der öffentlichen Abschlussprüfung und der Abiturfeier schriftlich einzuladen. Wenn sich dann die Feier, wie im März 1885, noch mit dem Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. (*22.03.1797) verbinden ließ, dann lautete ein hervorgehobener Programmpunkt: „Feier des Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs“.
Dr. Wilhelm Wittich war insgesamt 40 Jahre als Lehrer tätig, davon 35 Jahre am Kasseler Realgymnasium. In dieser Zeit hat er zahlreiche wissenschaftliche Schriften und Lehrbücher veröffentlicht. Als er am 1. Oktober 1904 in den Ruhestand versetzt wurde, hatte er die Schule länger als 20 Jahre geleitet. Sein Abschied geschah jedoch nicht ganz einvernehmlich. Als er die Schule verließ, waren Differenzen mit seinen Vorgesetzten vorausgegangen. Seine Schüler allerdings hingen an ihm, da es ihm gelang, auch ernsteren Unterrichtsstoff mit Humor zu beleben. Seine laute, abgehackte Ausdrucksweise hatte ihm den Spitznamen „Bello“ eingebracht.
Privat hatte er sich im nationalliberalen Wahlverein in Kassel engagiert und war lange Zeit Vorsitzender des Provinzialvereins der Lehrer an höheren Schulen.
Am 30. Oktober 1907 starb Dr. Wilhelm Wittich im 67. Lebensjahr.
Das Realgymnasium in der Schomburg Straße wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben völlig zerstört. Nach dem Krieg befand sich auf der abgeräumten Fläche jahrzehntelang ein Parkplatz.
Text und Editor: B. Schaeffer, August 2025
Quellen:
- Hermsdorf, Wolfgang, „Ein Blick zurück“ Nr. 1059 aus HNA 1984
- Stadtmuseum Einbeck, Zigarettendose Prinz Heinrich, https://kulturerbe.niedersachsen.de/objekt/record_kuniweb_1206824/1/LOG_0000/#record_kuniweb_1206824, aufgerufen August 2025
- Hessenland 1907, Nachruf Dr. Wilhelm Wittich
- Kurfürstlich hessisches Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1841, https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/1713520691706/428/, aufgerufen August 2025
- Wikipedia, Prinz Heinrich von Preußen, https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Preu%C3%9Fen_(1862%E2%80%931929), aufgerufen August 2025
- Jacob, Bruno, 800 Jahre Bettenhausen, 1126 - 1926, Eigenverlag, 1926
- Adressbuch von Kassel, verschiedene Jahrgänge
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Kurzbeschreibung
Wilhelm Friedrich Werner Wittich wurde am 26. Oktober 1841 als Sohn des Hüttenvogts Georg Wittich auf dem Messinghof in Bettenhausen geboren. Nach dem Besuch einer privaten Grundschule machte er 1859 in Kassel am Lyceum Fridericianum sein Abitur. Danach studierte er in Marburg Theologie sowie Philologie und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. arbeitete er als junger Lehrer an verschiedenen Schulen, bis er im November 1874 Oberlehrer an der Realschule 1 in Kassel wurde. In dieser Zeit besuchte Prinz Heinrich von Preußen, der jüngere Bruder des späteren Kaisers Wilhelm II., als Schüler diese Schule. Wittich wurde nach 20 Jahren als Schulleiter in 1904, nach Differenzen mit seinen Vorgesetzten, vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet. Er starb am 30. Oktober 1907.
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