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Arwed & Richard Hahn, Erfinder des Sicherheitsschlüssels

Fabrikgebäude Hahn in Ihringshausen

Fabrikgebäude Hahn in Ihringshausen
Foto: Stadtmuseum Kassel

Die Gebrüder Arwed und Richard Hahn, wohnten am Unterneustädter Kirchplatz. Hier verbrachten sie ihre Jugendzeit, besuchten den Konfirmanden Unterricht der Unterneustädter Gemeinde und wurden in der Unterneustädter Kirche konfirmiert. Nach ihrem Schulabschluss begannen beide in der mechanischen Werkstatt der Firma Fennel ihre Lehre, Arwad 1860, Richard 1862. Den Entschluss Mechaniker zu werden verdanken beide ihrem Stiefvater, der Reallehrer in Cassel war.

Durch seine Vermittlung zur Firma Fennel bekam Arwed die Lehrstelle, von der er nach seinem ersten Besuch noch nicht sonderlich begeistert war. Das sein Bruder Richard zwei Jahre später ebenfalls die Mechaniker Lehre begann, ist das Ergebnis einer gewachsenen Begeisterung von Arwed an seinem Beruf. Beide Brüder bewarben sich nach Ende ihrer Lehrzeit 1863, bzw.1865 bei der Firma F.W. Breithaupt & Sohn, in der übrigens ihr Lehrherr Fennel ebenfalls seine Lehre absolviert hatte.

Das Bild zeigt die Gebrüder Arwed und Richard Hahn
Foto: Stadtarchiv Kassel
Entfernungsmesser um 1910
Entfernungsmesser um 1910  Foto: Stadtmuseum Kassel

Bei der Firma F.W. Breithaupt & Sohn erlernten Sie Konstruktionen der verschiedenen Landvermessungsinstrumente. Ihr Wissen ergänzten sie durch ihre Besuche in der Instrumenten-Sammlung der Polytechnischen Schule in Cassel und Studieren von betreffenden Lehrbüchern in der Bibliothek. 1866 gingen beide Brüder nach München, Arwed zum Steinheilschen Institut, Richard um Merzschen Institut ( vorm. Fraunhofer). Hier lernten sie in den beiden berühmten optischen Instituten, den Umgang mit Prismen, Objektive und Okulare, dieses Wissen war für sie später von großen Nutzen.
Nach Absolvierung ihres Wehrdienstes 1869 und kurzen Beschäftigungsverhältnis wieder bei der Firma Breithaupt, gründeten sie 1870 ihre eigene Firma. Zuerst in der Hohentorstraße und ein Jahr später in der Wörthstraße, hier wurden sie aber gekündigt, weil zu viel Lärm im Haus entstand.
1873 fanden sie wieder zurück zum Unterneustädter Kirchplatz, in einem neu erbautem Haus Nummer 8½, im vierten Stock errichteten sie eine Werkstatt und eine Etage darunter fanden sie ihre Wohnung.
Hier expandierte die Firma A. & R. Hahn, die Firma platzt buchstäblich aus den Nähten, selbst in der „Krinoline”, einer früheren Fabrik in der Unterneustadt, mussten Räume zu gemietet werden.

A. & R. Hahn Firmenemplem um 1890
A. & R. Hahn Firmenemplem um 1890  Foto: Stadtmuseum Kasel

Nach 14 Jahren reichten selbst diese Räume nicht mehr aus. Die Firma Hahn war Lieferant der Kaiserl. Marine, der Königl. Techn. Institute, der Königl. Pulverfabriken und der Firma Krupp u.s.w., geworden und belieferte 1892 sämtliche Küstenwachen im Deutschen Reich mit Entfernungsmesser. Die Folge war ein Umzug 1887 in ein neues Fabrikgebäude in die Wilhelmshöher Allee. 1902 waren die Drehbänke teilweise mit Dampfmaschinen ausgestattet und die Firma beschäftigte 120 Mitarbeiter. 1909 siedelte die Firma in ein großzügiges Fabrikgebäude nach Ihringshausen um und wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Ein Jahr später trennte sich die Familie Hahn von der Aktiengesellschaft.

Zeiss-Ikon-Schlüssel und Hahn Vorbild mit Mäanderband
Zeiss-Ikon-Schlüssel und Hahn Vorbild mit Mäanderband  Foto: Stadtmuseum Kassel

Nach dem Ersten Weltkrieg, nun als Tochterunternehmen der Berliner Goerz AG,  musste die Firma auf zivile Produkte umstellen und produzierte Filmprojektoren, Sicherheitstürschlösser und technische Apparate für Theater. Sylvester Wöhrle, ein aus dem Schwarzwald stammender Ingenieur der Hahn AG, hatte die entscheidende Idee. Er entwickelte den ersten beidseitig schließbaren Sicherheits-Profilzylinder, der aus einem Stück besteht. 1927 wird die HAHN AG in den neu gebildeten Zeiss-Ikon-Konzern eingegliedert und die Produktion nach Berlin und Dresden verlagert. Die Produktionsstätte Ihringshausen wird 1927 still gelegt.

In das Werk in Ihringshausen zog später der bekannte Kunstflieger Gerhard Fieseler ein und baute dort Segelflugzeuge.

 

Funktionsmodell des Sicherheitsschlosses 1925
Funktionsmodell des Sicherheitsschlosses 1925  Foto: Stadtmuseum Kassel

Die Erfindung des Sicherheitsschlüssel war fast nur ein Nebenprodukt, allerdings wird der Schlüssel noch heute hergestellt. Das Patent hat später die Firma Zeiss Ikon mit Übernahme der HAHN AG übernommen.
 

Editor: Gerhard Böttcher, März 2013

Quellen:

  • Stadtarchiv Kassel
  • Konrad Z Schriften des Stadtmuseums

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Kurzbeschreibung

Die Gebrüder Arwed und Richard Hahn, wohnten am Unterneustädter Kirchplatz. Hier verbrachten sie ihre Jugendzeit, besuchten den Konfirmanden Unterricht der Unterneustädter Gemeinde und wurden in der Unterneustädter Kirche konfirmiert. Nach ihrem Schulabschluss begannen beide in der mechanischen Werkstatt der Firma Fennel ihre Lehre, Arwad 1860, Richard 1862. Den Entschluss Mechaniker zu werden verdanken beide ihrem Stiefvater, der Reallehrer in Cassel war.

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