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Die Hesseneiche und das Denkmal auf dem Forst

Die Hesseneiche auf einer Postkarte von 1902

Die Hesseneiche auf dem Forst, Einzelseiten
Foto: @ Helmut Schagrün

In älteren Schriften liest man, dass man schon von weitem die einzeln stehende Forsteiche auf dem sonst abgeholzten Großen Forst sah, wenn man aus Kassel kommend in Richtung Lindenberg wanderte. Mehrmals war der Blitz auf dem leicht ansteigenden Gelände in sie eingeschlagen. Sie war 1814 als Erinnerung an die sog. Patrioten, die hier 1809 hingerichtet worden waren, von Kasseler Bürgern gepflanzt worden. Diese Patrioten wollten Hessen von der Herrschaft Napoleons befreien und den Kurfürsten wieder zurückholen. Eigentlich wusste niemand mehr so richtig, wo das Denkmal ursprünglich stand.

Mehrfach wurde der ursprüngliche Standort überbaut. Die Planer der Munitionsfabrik, die hier ab 1916 erstellt wurde, hielten das Gelände des Denkmals noch von der Bebauung frei, weil Kasseler Nationalisten darauf bestanden hatten. Als in den 30er Jahren die Spinnfaser entstand, wollte man keine Rücksichten mehr nehmen, man setzte den Granitstein mit Inschrift in ein neu errichtetes Denkmal am Rand der Wohnstraße ein und finanzierte ein weiteres am Waldauer Fußweg. Endlich wurde es jetzt Zeit, herauszufinden, wo diese legendäre Eiche eigentlich einmal stand.

Denkmal für die Patrioten, Zustand 2002
Denkmal für die Patrioten, Zustand 2002  Foto: @ Falk Urlen

Als der Verfasser 2002 zum Forstfelder Stadtteilfest ein Buch über die Geschichte des Stadtteils Forstfeld schrieb und herausgab, fand er ein total verwahrlostes und eingewachsenes Denkmal auf dem ehemaligen Enkagelände. Nach einem Gespräch mit der Denkmalschutzbehörde wurde es einigermaßen freigeschnitten. Heute findet man die Kugel kaum noch. Die Häuser an der Wohnstraße wurden inzwischen privatisiert, und nachdem sich die neuen Eigentümer eingelebt hatten, erkundeten sie ihre Umgebung, stießen auf das Denkmal, forschten weiter und Philippe Delage fand im Stadtarchiv eine Karte, wo die Hesseneiche ziemlich genau eingezeichnet war. Das war jetzt die Gelegenheit, nachzuforschen, wo die Eiche und das Denkmal wirklich gestanden haben. Wenn man auf anderen Karten und Luftbildern gezielt suchte, findet man auch dort bereits den eingezeichneten Standort, den man bisher einfach übersehen hatte, weil er so klein beschriftet war.

Das Denkmal 2019
Das Denkmal 2019  Foto: Falk Urlen

Zwischenzeitlich wurde das Denkmal z. T. wieder freigeschnitten, ein Zugangsweg besteht nicht, die Steinkugel, die den Standort des Exekutionskommandos darstellt, findet ein Uneingeweihter nicht mehr, den neuen Eigentümern war dieses Denkmal sogar unbekannt. 

Militärische Karte vom ausgehenden 19. Jahrhundert
Militärische Karte vom ausgehenden 19. Jahrhundert  Foto: @ Stadtarchiv Kassel

Ausgangskarte

Links die Karte aus dem Stadtarchiv, die ungefähr Ende des 18. Jahrhunderts, wahrscheinlich vom Militär, erstellt worden war. Man sieht auch gut den Verlauf eines Weges durch den Forst von der Wahlebachbrücke (Bettelbrücke) in Richtung Ochshausen. Dieser führte an der Eiche vorbei. Aus dem weiteren Weg wurde später die Lilienthahlstraße.

Standort der Hesseneiche auf einer Karte von 1859
Standort der Hesseneiche auf einer Karte von 1859  Foto: @ Falk Urlen

Jetzt fand ich auch den Eintrag in einer Karte des Kurfürstenthums Hessen von 1959

Standort des Denkmals bei der Munitionsfabrik
Standort des Denkmals bei der Munitionsfabrik  Foto: @ Falk Urlen

Und nun, wo man den Standort kannte, entdeckte man auch den winzigen Eintrag der Denkmalsanlage auf einer Karte aus den 30er Jahren. 

Luftaufnahme von 1928 Hessendenkmal
Luftaufnahme von 1928  Foto: @ Falk Urlen

... und selbst auf einem Luftbild von 1928 war sie zu erkennen.

Heute ist der ehemalige Standort überbaut durch eine Halle von VW.

Autor: Falk Urlen, Mai 2019

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Kurzbeschreibung

In älteren Schriften liest man, dass man schon von weitem die einzeln stehende Forsteiche auf dem sonst abgeholzten Großen Forst sah, wenn man aus Kassel kommend in Richtung Lindenberg wanderte. Mehrmals war der Blitz auf dem leicht ansteigenden Gelände in sie eingeschlagen. Sie war 1814 als Erinnerung an die sog. Patrioten, die hier 1809 hingerichtet worden waren, von Kasseler Bürgern gepflanzt worden. Diese Patrioten wollten Hessen von der Herrschaft Napoleons befreien und den Kurfürsten wieder zurückholen. Eigentlich wusste niemand mehr so richtig, wo das Denkmal ursprünglich stand.

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