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Nur die Arbeit kann uns retten!

Werbung der Fa. Feka-Kipper

Werbung der Fa. Feka-Kipper
Foto: Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Im Ölmühlenweg gleich hinter dem ehemaligen Hallenbad Ost baute die Firma FEKA, Fabrik für Spezialfahrzeuge, Kraft & Co. zwischen 1927 und 1983 technisch anspruchsvolle Aufbauten für Lastkraftwagen. Der Firmengründer Ferdinand Kraft hat nach einem wechselvollen Vorleben im fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren ein Werk aufgebaut, dessen Produkte lange Zeit unter der Bezeichnung FEKA-Kipper einen hervorragenden Ruf hatten. Leider hat die Firma nie die Umsatzzahlen erreicht, die im Wettbewerb mit den Großkonzernen der Automobilindustrie für einen Fortbestand des Werks notwendig gewesen wären. Die Werksschließung in 1983 wegen mangelnder Finanzausstattung war unabwendbar.
Am 2. Januar 1952 feierte die Firma FEKA, Fabrik für Spezialfahrzeuge, Kraft & Co in Kassel ihr 25jähriges Firmenjubiläum. Diese Gelegenheit nutzte der damalige Geschäftsführer Dr. Werner Kraft, um seinen Mitarbeiter mit den Worten „Nur die Arbeit kann uns retten“ klar zu machen, dass es die Entschlossenheit aller braucht, um die Firma FEKA-Kipper wirtschaftlich wieder in die Erfolgspur zu bringen.

Der 1872 in Wiershausen bei Hann. Münden geborene Firmengründer Ferdinand Kraft war bis zu seinem Tode in 1943 ein Mann voller Tatkraft. Seine 250 Seiten umfassenden Lebenserinnerungen sind so unterhaltsam wie ein Abenteuerroman geschrieben. Der Sohn eines Bahnbeamten entwickelte schon früh seine eigenen Lebensvorstellungen und lehnte die Arbeit in einer Mündener Schmirgelfabrik genauso vehement ab, wie das Angebot in der heimischen Landwirtschaft tätig zu werden

EhepaarKraft mit drei Kindern, 1910
Ferdinand Kraft mit Familie, 1910  Foto: HNA v. 10.08.2003

Nach mehrmaligem Wechsel des Ausbildungsbetriebes schloss er seine Ausbildung zum Schlosser 1890 in Göttingen mit Erfolg ab. Seine Wanderschaft als Schlossergeselle brach Ferdinand Kraft frühzeitig ab. Er arbeitete in Kassel und später in Berlin im Lokomotivbau.
Die guten Verdienstmöglichkeiten als Bergmann führten ihn in das deutschbesetzte Elsass-Lothringen nach Aumetz. Hier arbeitete er im Bergbau, eröffnete ein Kino und handelte mit Zugmaschinen.
Wegweisend für seine spätere Selbstständigkeit und Aktivität als Unternehmer war die Mitarbeit in einer 1898 gegründeten Maschinen- und Apparateanstalt. Die Firma befasste sich neben der Herstellung von selbstfahrenden Sägemaschinen und maschinellen Einrichtungen für Bäckerei- und Metzgereibetriebe bereits mit einfachen mechanischen Kippvorrichtungen.

Neun Feka Mitarbeiter vor einem Spezialfahrzeug, 1980
Feka Mitarbeiter vor einem Spezialfahrzeug, 1980  Foto: E. Keil, Kassel

Als Bürgermeister des 2000 Einwohner zählenden Städtchens musste er 1918 mit seiner Ehefrau Marie, zwei Töchtern und den Söhnen Otto und Alfred, Elsass-Lothringen verlassen und kam nach Kassel.
Schon vor der Gründung der Firma FEKA war er Teilhaber einer Fahrzeugfabrik und entwickelte für die schnell wachsende Autoindustrie Spindelkipper.
Am 1. Januar 1927 gründete Ferdinand Kraft die Firma FEKA, Fabrik für Spezialfahrzeuge, Kraft & Co im Ölmühlenweg in Kassel-Bettenhausen. Die dort hergestellten Hinter-, Zweiseiten- und Dreiseitenkippaufbauten erwiesen sich in der Praxis als schnelle und zuverlässige Entladevorrichtungen und brachten für Lastkraftwagen größere Einsatzmöglichkeiten.
Die patentgeschützten Konstruktionen hatten viele Vorzüge und der Name FEKA-Kipper wurde zu einem Begriff für Fortschritt und Innovation. 1935 wechselten die Söhne des Gründers, Otto und Alfred Kraft, an die Firmenspitze und übernahmen die Geschäftsführung in der neu gegründeten Kommanditgesellschaft. Ferdinand Kraft widmete sich bis zu seinem Tod im Januar 1943 der Forschung und Entwicklung neuer Fabrikate.
Zehn Monate nach dem Tode des Seniorchefs wurden durch Bombentreffer sämtliche Anlagen und Gebäude der Fa. FEKA zerstört. Durch Auslagerung der Produktion nach Eschwege und Sontra gelang es, die Fertigung wieder notdürftig in Gang zu setzen. Die Firmenentwicklung war langfristig unterbrochen und alle Beteiligten hatten an den Entbehrungen schwer zu tragen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es lange bis alle Schäden beseitigt waren die Fa. FEKA-Kipper wieder an dem Vorkriegserfolg anknüpfen konnte. So erklärt sich auch der o. g. Leitsatz des Geschäftsführers Dr. Werner Kraft anlässlich des 25jährigen Firmenjubiläums in 1952: „Nur die Arbeit kann uns retten.“

Die Herstellung von Wechselladern und Spezialfahrzeugen für Feuerwehr und technische Notdienste, auch über die Grenzen von Deutschland hinaus, waren die große Stärke der Firma FEKA.
Aber auch eine Zusammenarbeit mit anderen Patentinhabern unter der Bezeichnung Multilift konnte den Niedergang von FEKA nicht aufhalten.

Feka-Wechsellader der Berufsfeuerwehr Kassel
Feka-Wechsellader der Berufsfeuerwehr Kassel  Foto: M. Ranft, Kassel

Am 20.08.1982 berichtete die lokale Presse über den Konkurs der Firma wegen mangelnder Bankzusagen. Von den zu der Zeit beschäftigten 50 Mitarbeitern konnten sechzehn ab Mitte September 1982 in einer Auffanggesellschaft weiterarbeiten. Doch bereits 1983 kam das endgültige Aus für den renommierten Fahrzeugausstatter und Kipperhersteller aus Kassel-Bettenhausen.

Das verlassene Feka Werksgelaende am Oelmuehlenweg, 2005
Das verlassene Feka Werksgelaende am Oelmuehlenweg, 2005  Foto: K.-P. Wieddekind, Kassel

Die heruntergekommenen Fabrikhallen dienten noch lange Jahre als Diskothek für Insider.

Quellen:

  • Stadtarchiv Kassel
  • HNA vom 10.08.2003
  • Kurt Klehm, Eine Chronik, Bettenhäuser Verlag, 1956
  • Zeitzeugen

Text und Edition: Bernd Schaeffer, Januar 2014

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Kurzbeschreibung

Im Ölmühlenweg gleich hinter dem ehemaligen Hallenbad Ost baute die Firma FEKA, Fabrik für Spezialfahrzeuge, Kraft & Co. zwischen 1927 und 1983 technisch anspruchsvolle Aufbauten für Lastkraftwagen. Der Firmengründer Ferdinand Kraft hat nach einem wechselvollen Vorleben im fortgeschrittenen Alter von 55 Jahren ein Werk aufgebaut, dessen Produkte lange Zeit unter der Bezeichnung FEKA-Kipper einen hervorragenden Ruf hatten. Leider hat die Firma nie die Umsatzzahlen erreicht, die im Wettbewerb mit den Großkonzernen der Automobilindustrie für einen Fortbestand des Werks notwendig gewesen wären. Die Werksschließung in 1983 wegen mangelnder Finanzausstattung war unabwendbar.

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