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Nase's Tante Emma Laden

Lebensmittelladen Nase neben Wohnhaus 1949

Lebensmittelladen Nase neben Wohnhaus 1949
Foto: Peter Nase, Kassel, 1949

Nach leidvollen Kriegsjahren und entbehrungsreichen Nachkriegszeiten eröffnete Adolf Nase im Jahr 1949 einen Lebensmittelladen an der Bunten Berna 43 im Eichwald. Bis zum Jahr 1981 konnten die Eichwälder Lebensmittel bei Adolf Nase an der Bunten Berna einkaufen.

Werbeanzeige von Adolf Nase
Anzeige im Eichwaldboten 1952  Foto: Eichwaldbote 1952

Adolf Nase wurde im Juni 1916 im Sudetenland geboren. Er absolvierte die Realschule und eine kaufmännische Ausbildung. Nach dem 2. Weltkrieg siedelten seine Eltern vom Sudetenland nach Hessen  aus und ließen sich in Niestetal in der Kasseler Strasse nieder. Dort erwarben sie ein Haus und eröffneten einen Lebensmittelladen mit Kurzwaren. Adolf Nase wurde in den Krieg eingezogen und im Jahr 1946 aus Gefangenschaft entlassen.

 

Straßenansicht Erneuerung des Ladens 1967
Neubau des Ladens 1967  Foto: Peter Nase, Kassel

Im Jahr 1949 baute er mit seiner Frau Margot in Kassel-Bettenhausen im Eichwald an der Bunten Berna 43 einen kleinen Behelfsbau von ca. 50 m². Darin eröffnete er einen Lebensmittelladen mit Vollsortiment. 1967 wurde der Behelfsbau in eine Doppelhaushälfte umgebaut und der Verkaufsraum auf 70 m² vergrößert. Zwei seiner drei Angestellten, Marlene Weisser und Renate Vockeroth erzählen von dieser Zeit:

Verkäuferinnen im Verkaufsraum
Marlene Weisser und Renate Vockeroth bei der Arbeit  Foto: Marlene Weisser, Kassel

Marlene Weisser begann Weihnachten 1963 als Verkäuferin bei Adolf Nase. Sie war bis im Jahr 1981 als Teilzeitkraft für den Inhaber tätig. Viele Produkte wurden in großen Behältern angeliefert und für den Kunden nach Bedarf auf einer Waage abgewogen. Salz, Zucker, Mehl, Kaffee usw. wurde in den ersten Jahren lose verkauft.  Manche Kunden verlangten 1/8 Pfd. Kaffee. Die Frischmilch wurde früh um 4.00 Uhr in großen Metallkannen angeliefert und da zu dieser Zeit die Bunte Berna noch eher ein Feldweg war, war die Geräuschkulisse entsprechend. Die Kunden brachten Milchkannen, die mit einer Pumpvorrichtung ½ literweise gefüllt wurden. Manche Kunden gaben die Kannen früh im Laden ab, diese wurden von den Mitarbeitern gefüllt und von Renate Vockeroth zu den Kunden nach Hause getragen. Der Käse wurde nach Wunsch von Hand geschnitten und verkauft. Für Festlichkeiten benötigte Sahne wurde bei Vorbestellung in einem elektrisch betriebenen Topf, der am Boden Luft erzeugte, mit der Hand geschlagen.  Einmal wöchentlich bot Adolf Nase Frischfisch an, das war damals ein sogenanntes „Arme Leute Essen“. Ein Gemüselaster belieferte den kleinen Laden zweimal in der Woche mit frischem Obst und Gemüse. Marlene Weisser kletterte auf den Laster und füllte den Gemüsestand auf.  In einem Karton von 360 Stück lieferte der Eiermann frische Ware.
Renate Vockeroth, die 1961 eine Lehre bei Adolf Nase begann, sollte einen solchen Karton in den Keller transportieren. Dieser Karton mit 360 Eiern rutschte ihr aus der Hand und die Eier fielen zu Boden, rollten die Kellertreppe hinunter und zerbrachen. Kurzerhand kehrte sie den Schaden zusammen und entsorgte die Masse in der Heizung. Die Kunden kamen täglich, dies war auch ein Ort der Gemeinsamkeit. Man konnte mit den Nachbarn schnuddeln und Neuigkeiten erfahren. Manche Kunden ließen auch die gekaufte Ware anschreiben – Geld war damals knapp - und bezahlten am Monatsende. Der Laden war an den Wochentagen von 8.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Samstag von 8.00 bis 13.00 Uhr. Montag Nachmittag war ab 13.00 Uhr geschlossen.

Unvergessen für Marlene Weisser und Renate Vockeroth war ein Rosenmontag in den 60er Jahren. Kurz vor Ladenschluss erschien ein Kunde und spendierte einen Schnaps. Andere Kunden schlossen sich an und so wurde es ein feuchtfröhlicher Rosenmontagnachmittag.

Adolf Nase schloss 1981 den Laden aus Altersgründen, als Nachfolger übernahm der junge Udo Steinacker den Laden.

Text: Elke Resch

 

Quellen:

  • Marlene Weisser Kassel, 2011
  • Renate Vockeroth Kassel, 2011

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Kurzbeschreibung

Nach leidvollen Kriegsjahren und entbehrungsreichen Nachkriegszeiten eröffnete Adolf Nase im Jahr 1949 einen Lebensmittelladen an der Bunten Berna 43 im Eichwald. Bis zum Jahr 1981 konnten die Eichwälder Lebensmittel bei Adolf Nase an der Bunten Berna einkaufen.

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