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Die Losse zu allen Zeiten ein beliebter Kinderspielplatz

Kinder auf der Losse im Winter

Losse im Winter
Foto: @Stadtteizentrum Agathof e. V.

Die Ufer und Gewässer von Bächen und Flüssen besaßen schon immer für Kinder aller Generationen eine magische Anziehungskraft. Hier kann man herrlich spielen, baden und tolle Abenteuer erleben. Dies gilt auch für die Losse, die sich durch Bettenhausen schlängelt und früher in besonders kalten Wintern regelmäßig zufror. Bettenhäuser schildern hier einige Kindheitserlebnisse an , in und auf der Losse aus dem letzten Jahrhundert.

August Leinweber, der spätere Wirt der Insel Helgoland, schreibt dazu:

"Die Losse war ein idealer Spielplatz für die Bettenhäuser Kinder, im Sommer wie auch im Winter. Durch das Wehr und die Schleuse am Dorfplatz war die Losse, für unsere aus Brettern und Bohlen zusammen genagelten Flöße, schiffbar von der Mühle Brückmann an der Pfarrstraße bis zum Dorfteich. Im Winter war sie wochenlang zugefroren und ideal zum Glieten, Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen. Es gibt wohl kaum einen Bettenhäuser Jungen, der nicht mindestens einmal ungewollt in die Losse gefallen wäre."

Winterfreuden auf dem Eis der Losse zwischen Brücke Osterholzstraße und Brücke am Dorfplatz-1940 Jahre
Winterfreuden auf dem Eis der Losse zwischen Brücke Osterholzstraße und Brücke am Dorfplatz-1940 Jahre  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Auch Jonny Hülshoff, Jahrgang 1950, erinnert sich mit Freuden an seine Erlebnisse an der Losse:

"Als echter Bettenhäuser Junge wurde ich im Jahre 1950 in Sichtweite der Losse geboren. Wir wohnten damals wie heute in der Leipziger Straße 197. Ich verbrachte als Junge sehr viel Zeit in der Nähe der Losse, sie war eigentlich mein Spielplatz. Im Sommer bastelten wir aus alten Autoschläuchen Boote, mit denen wir, angetrieben mit Muskelkraft, mittels Stangen bis zum Wehr am Dorfplatz von der Strömung getrieben wurden."

Zwei spielende Jungen unter der Lossebrücke am Dorfplatz -1960 Jahre
Zwei spielende Jungen unter der Lossebrücke am Dorfplatz -1960 Jahre  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

"Ich erinnere mich da an einen Vorgang: Aus lauter Übermut gab ich einem mir fremden Jungen von hinten einen Stoß, so dass dieser in die zurzeit Hochwasser führende Losse fiel. Ich holte ihn wieder aus den Fluten und ging nach Hause. Am anderen Tag erfuhren dann meine Eltern von dem Vorfall. Sie stellten mich zur Rede und ich musste mich darauf bei ihm zu Hause mit einer Tafel Schokolade entschuldigen. Dieses fiel mir selbstverständlich sehr schwer. Aus diesem Ganzen ist eine fast 50-jährige Freundschaft entstanden. Bei dem Jungen handelt es sich um Richard Vicum, den Sohn des Küfermeisters Otto Vicum."

Wilgard Schiller, Jahrgang 1919, kommentiert aus ihrer Sicht zu diesem Thema:

Der Dorfteich bei Elbeltshof am Dorfplatz war auch in den 1950er Jahren ein beliebter Spielplatz. Hier staute sich die Losse mit dem Mühlgraben vor den Rosten des abzweigenden Werksarmes der „Neuen Losse“, der ab 1905 unterirdisch zur Miramstraße geführt wurde. Alle möglichen Dinge, Teile von Bäumen und Büschen, Eimer, Spielzeuge usw., die der Fluss mit sich geführt hatte, schwammen hier und lagerten sich ab. Dazwischen gründelten die Enten. Dieser Platz war für die Kinder interessant, gab es doch immer etwas zu entdecken und zu unternehmen.

Auf dem Bild steht Familie Elbelt, die Besitzer des Elbeltshofes, am Zaun ihres Grundstückes und erkundigen sich interessiert bei den Kindern, ob ihre Suche schon von Erfolg gekrönt sei. Sie konnten noch nichts berichten.

Spielende Kinder am Dorfteich der Losse bei Elbeltshof am Dorfplatz – heute Erfurter Straße -1950er Jahre
Spielende Kinder am Dorfteich der Losse bei Elbeltshof am Dorfplatz – heute Erfurter Straße -1950er Jahre  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Eberhard Heinemann, 1924 in Salzmannshausen geboren, schildert seinen Badespaß von 1935 so:

"In Kassel badete man in der Fulda, die meisten im städtischen Flussbad am Auedamm. In dieser Zeit entstanden zwei Freibäder mit Schwimmbecken, jene in Wilhelmshöhe und in Harleshausen, aber auch hier bestimmte das Wetter die Wassertemperatur. Erst nach dem Krieg sorgten entsprechende Heizungen für warmes Badewasser und doch gab es vor siebzig Jahren schon einen solchen Luxus, es war der Teil der Losse, in der das aufgewärmte Kühlwasser des nahen Kraftwerkes floss. Hier tummelten sich die Bettenhäuser Kinder, es war so etwas wie ein Geheimtipp. Weil unser Vater viele Jahre in diesem Stadtteil zu Hause war, wusste er Bescheid. Also gingen wir mit ihm zu Fuß von unserer Wohnung in der Innenstadt bis zu den Lamprechtschen Wiesen am Lossekraftwerk . Irgendwo war dann die begehrte Badestelle, ein kaskadenförmiger Ausfluss, viele Kinder, viel Geschrei. War das ein tolles Erlebnis, das herrlich warme Wasser, das Herunterrutschen auf den Stufen des Abflusses, hinein in die Strömung des betonierten Kanals."

Das Kraftwerk an der die Losse vorbei fließt. Am unteren rechten Bildrand erkennt man die Ausflüsse und den Betonkanal des Kraftwerkes.
Das Kraftwerk an der die Losse vorbei fließt. Am unteren rechten Bildrand erkennt man die Ausflüsse und den Betonkanal des Kraftwerkes.   Foto: Junkers 1929

"Dieser Badespaß war der Vorläufer heutiger Erlebnisbäder, hinzukam, dass kein Eintritt erhoben wurde. Gern hätten wir jeden Tag die Strapaze der langen Wegstrecke in Kauf genommen um hier baden zu können."

 

Editor: Erhard Schaeffer, Februar 2013

 

Quelle: Lesung des Geschichtskreises Bettenhausen früher und heute, - Leben an der Losse- 2005

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Kurzbeschreibung

Die Ufer und Gewässer von Bächen und Flüssen besaßen schon immer für Kinder aller Generationen eine magische Anziehungskraft. Hier kann man herrlich spielen, baden und tolle Abenteuer erleben. Dies gilt auch für die Losse, die sich durch Bettenhausen schlängelt und früher in besonders kalten Wintern regelmäßig zufror. Bettenhäuser schildern hier einige Kindheitserlebnisse an , in und auf der Losse aus dem letzten Jahrhundert.

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