Forstfelder Zwangsarbeiterbaracke brennt in Wehlheiden
Forstfelder Zwangsarbeiterbaracke, neu aufgebaut in Wehlheiden, Ziegelstr. 17 
Foto: Peter Gratzer
Peter Gratzer schreibt dem Autor im Oktober 2023, wie sein Großvater 1945 eine Baracke, die in Forstfeld für Zwangsarbeiter errichtet worden war, kaufte, diese dort abbauen und in der Ziegelstraße in Wehlheiden wieder aufbauen ließ. 1997 verbrannte dieses Zeugnis aus schlimmen Zeiten aus Unachtsamkeit. In der HNA vom 23.04.1997 ist darüber zu lesen.
Peter Gratzer: "...da ich nicht weiß, an welcher Stelle ich das o.a. Foto in Ihrem Portal Erinnerungen unterbringen kann, sende ich es Ihnen . Das Foto von 1969 aus der Ziegelstraße in Wehlheiden zeigt die wohl letzte Baracke aus dem Lettenlager . Ich berichte einfach mal, wie die Baracke dahin kam.
Mein Großvater Wilhelm Reiß (1889-1955) besaß in der Ziegelstraße Nr. 17 ein stattliches , verputztes Fachwerkhaus . Im Erdgeschoss rechts betrieb er einen Lebensmittelladen, den er vom Schwiegervater Karl Gottmann, Kolonialwaren, übernommen hatte. Bei einem der letzten Luftangriffe wurde das Haus 1944 zerstört. Die Bewohner befanden sich zum Glück alle im nahe Bunker Gräfestraße. Großvater Reiss verlegte nunmehr seinen Laden in den Saal der Gaststätte Strack am unteren Ende der Ziegelstraße. Der Saal stand leer, weil Tanzvergnügen zu der Zeit verboten waren. 1945 ergab sich die Gelegenheit eine Baracke aus dem Lettenlager zu erwerben. Sie bestand aus einfachen, doppelwandigen Bretterwänden in Nut und Feder mit Pappisolierung im Inneren der Wände. Der Wehlheider Zimmermeister Röth baute also eine solche Baracke im Lettenlager ab und errichtete sie wieder passend auf den Grundmauern des zerstörten Hauses in der Ziegelstraße. Der Lebensmittelladen wurde wieder an der gleichen Stelle wie früher in einem Zimmer rechts eingerichtet. Außer dem Laden gab es noch drei weitere gleichgroße Räume. In denen lebten Großvater Reiss mit Frau, seine Tochter Irmgard, also meine Mutter mit Mann und wir drei Brüder. Nach dem Tod von Wilhelm Reiss wurde der Laden aufgegeben. Wohl auch, weil die Zeit des Tante Emma-Ladens vorbei war. Die Familie wohnte aber noch bis 1969 in der "Ziegelhütte", wie wir unsere Baracke liebevoll nannten. Das Haus stand nach dem Verkauf lange Zeit leer, bis das letzte Zeugnis des Lettenlagers leider 1997 durch Unachtsamkeit niederbrannte.
Die HNA berichtet in der Ausgabe vom 23.04.1997 vom Brand:
"Ziegelstrasse: Flammen vernichteten Holzhaus und Auto.
Kassel. Mit einem Großaufgebot rückte Dienstag früh die Berufsfeuerwehr zu einem Brand in der Ziegelstraße nach Wehlheiden aus. Kurz nach 2 Uhr hatten gleich mehrere Anwohner Feueralarm gegeben. Ein leerstehendes Holzgebäude und ein Carport standen in Flammen. Bei Ankunft der Berufsfeuerwehr, die mit 35 Mitarbeitern der beiden Wachen anrückte, stand das Gebäude bereits lichterloh in Flammen. Der Brand drohte nach Angaben eines Feuerwehrsprechers auf ein benachbartes Wohngebäude überzugreifen. Der rasche Einsatz der Berufsfeuerwehr habe einen hohen Sachschaden an und in diesem Gebäude verhindern können, heiß es weiter. Acht Bewohner seien verosorglich evakuiert worden, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr hatte den Brand nach knapp einer Stunde gelöscht. Bis um 6 Uhr sei allerdings noch ein Wachdienst an der Feuerstelle geblieben, erklärte ein Sprecher. Die Kriminalpolizei vermutet als Ursache des Feuers fahrlässige oder vorsätzliche Brandstiftung. Es werde ermittelt. Bei dem Feuer wurden ein neuwertiger Pkw und das Holzhaus zerstört. Die Feuerwehr schätzt den Schaden auf rund 180 000 Mark. (awe)"
Autor: Falk Urlen, nach einem Bericht von Peter Gratzer, 10/2023
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Kurzbeschreibung
Peter Gratzer schreibt dem Autor im Oktober 2023, wie sein Großvater 1945 eine Baracke, die in Forstfeld für Zwangsarbeiter errichtet worden war, kaufte, diese dort abbauen und in der Ziegelstraße wieder aufbauen ließ. 1997 verbrannte dieses Zeugnis aus schlimmen Zeiten aus Unachtsamkeit. In der HNA vom 23.04.1997 ist darüber zu lesen.