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FIAT Fitsch - eine Automobilinstitution in Bettenhausen

Anzeige für den neuen Fiat 500 1957

Anzeige 1957
Foto: Hessische Nachrichten

Die Leipziger Straße ist bis zur Stadtgrenze Standort von zahlreichen Neu- und Gebrauchtwagen-Händlern. Bettenhausen ist somit das Mekka der Autowelt in Kassel. Diese Entwicklung setzte schon früh nach dem zweiten Weltkrieg mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er Jahren ein. Der Händler und Werkstattbesitzer Hartmut Fitsch war von Anfang an dabei. Hier soll mit einem Rückblick auf die Firmengeschichte von Fiat Fitsch beispielhaft der Einzug des Automobilhandels in den Stadtteil Bettenhausen aufgezeigt werden.

Vfb Parade vor der Leipziger Str. 175, 1923
Gedenkstein-Weihe VfB am 12. August 1923, in der Bildmitte Haus Leipziger Straße 175  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Im Jahre 1947 hatte der Kfz-Meister Helmut Fitsch in Kassel-Bettenhausen eine Autoreparatur-Werkstatt gegründet und später zur Werksvertretung der Firmen Fiat und Lancia mit 38 Mitarbeitern ausgebaut. Der erste Standort der kleinen Kfz-Werkstatt lag auf dem elterlichen Trümmergrundstück in der Leipziger Straße 175 unmittelbar neben der Marienkirche. Das Wohnhaus war im Krieg durch Bomben zerstört worden. In der Werkstatt wurden am Anfang alle Vorkriegsmodelle und neuen Fahrzeuge gewartet und instand gesetzt. Schon früh spezialisiert sich Fitsch auf die nach Deutschland aus Italien importierte Automarke FIAT. Da die Pannenhilfe erst 1954 als "ADAC Strassenwacht" wiedergegründet wurde, publizierte die HN 1953-55 regelmäßig Werkstätten, die den "Kraftfahrzeugedienst" in Bereitschaft anboten. Auch Fitsch leistete diesen Dienst wochenweise.

Kraftfahrzeugdienst Bekanntgabe 1953
Bekanntgabe 1953  Foto: Hessische Nachrichten

1957 zehn Jahre nach der Gründung bereits war eine Erweiterung des Betriebsgeländes erforderlich. Das Autohaus zog von der Leipziger Straße 175 auf das Grundstück 129. Die Bomben des zweite Weltkrieges hatten dort den gesamten Salzmanns Hof zerstört. Die Gebäudereste wurden nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen und auf dem Gelände entstanden gewerbliche Zweckbauten. So auch das moderne Autohaus Fiat-Fitsch mit Werkstatt, Verkaufs- und Ausstellungshalle sowie Bürogebäude.

Ausstellungshalle mit Fiatfahrzeugen Leipziger Str. 90, 1968
Ausstellungshalle für Fiat-Fahrzeuge Leipziger Str. 90, 1968  Foto: Hessische Allgemeine

Seitdem war Fitsch Kassel auch Vertragshändler für Fiat. Später übernahm er zu dem die Marke Lancia und das Fiat-Transporter-Programm. Eine weitere Ausstellungshalle entstand 1968 neben dem Bahnhof Bettenhausen in der Leipziger Straße 90 auf der anderen Straßenseite. Mit den Ausstellungsräumen zu beiden Seiten der Leipziger Straße war eine noch individuellere Kundenbedienung und Beratung von Kaufinteressenten möglich. Vor allem die zahlreichen Stammkunden schätzten die großzügigen Verkaufs- und Ausstellungsräume, sowie eine modern eingerichtete Werkstatt einschließlich Karosseriereparatur waren neben dem erfahrenen Personal weitere Vorzüge, die für Fitsch Kassel sprachen. Dazu gehörten auch die wöchentliche TUV-Abnahme durch den DEKRA und der Werkstattnotdienst, der wie der Ersatzteileverkauf auch samstags den Kunden zur Verfügung standen. Es gab daneben auch ein umfangreiches Gebrauchtwagenangebot aller Fabrikate.

Firmengebäude der Fa. Fiat Fitsch
Firmengebäude der Fa. Fiat Fitsch, Leipziger Str. 129-133  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Seit September 1981 leitete Wolfgang Klages die Geschicke des renommierten Autohauses. Schon zu diesem Zeitpunkt zählte er auf eine 21jährige Betriebszugehörigkeit. Eine ähnliche Kontinuität kennzeichnete auch die meisten der Mitarbeiter, von denen damals viele mehr als 20 Jahre dem Autohaus Fitsch angehörten. 1987 konnte FITSCH KASSEL auf vierzig erfolgreiche Geschäftsjahre in Bettenhausen zurückblicken. Über 100 junge Menschen wurden über die Jahre im Betrieb zu Kfz-Mechanikern und Kaufleuten ausgebildet. Nach dem 1984 die Spedition Jung das Grundstück erwarb, zog Wolfgang Klages mit einer neuen FIAT-Vertretung in die Heiligenröder Straße um. Am alten Standort befindet sich 2020 eine KFZ- Waschanlage Mr. Wash Kassel.

Hartmut Fitsch 2001
Hartmut Fitsch 2001  Foto: Meyer, HNA Kassel

Nach dem Verkauf 1981 seines Unternehmens wirkte Helmut Fitsch von 1982 bis 1993 als Dozent im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer. Insgesamt 33 Jahre war der 1922 in Kassel geborene Fitsch in verschiedenen Gremien der Handwerkskammer aktiv. So gehörte er der Vollversammlung an, war 24 Jahre lang stellvertretender Obermeister in der Berufsorganisation des Kraftfahrzeughandwerks, gehörte dem Innungsvorstand des Kfz-Gewerbes an und war auch zum Sachverständigen bestellt. Erst 1993 verabschiedete sich der damals 79-Jährige in den Ruhestand. Helmut Fitsch verstarb am 9. Januar 2016 nach längerer Krankheit an seinem letzten Wohnsitz im Augustinum in Kassel.

 

Editor: Erhard Schaeffer, April 2020

 

Quellen: Verschiedene HN und HNA-Ausgaben von 1953 bis 2016

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Kurzbeschreibung

Die Leipziger Straße ist bis zur Stadtgrenze Standort von zahlreichen Neu- und Gebrauchtwagen-Händlern. Bettenhausen ist somit das Mekka der Autowelt in Kassel. Diese Entwicklung setzte schon früh nach dem zweiten Weltkrieg mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den 1950er Jahren ein. Der Händler und Werkstattbesitzer Hartmut Fitsch war von Anfang an dabei. Hier soll mit einem Rückblick auf die Firmengeschichte von Fiat Fitsch beispielhaft der Einzug des Automobilhandels in den Stadtteil Bettenhausen aufgezeigt werden.

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