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Fröhliche Kindheit an der "Wahle"

Idylle am Wahlebach

Foto: Sammlung H.-P. Wieddekind

Die „Wahle" - eine Kindheitserinnerung von Manfred Siebert

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche - Durch des Frühlings holden, belebenden Blick"— Goethe lässt grüßen. Doch für uns Kinder des Erlenfeldes gab es weder Frühling noch Winter oder eine bestimmte Jahreszeit. Die Wahle war zu jeder Jahreszeit unser Spielplatz. Im Sommer wurden Staudämme gebaut. Wir Kinder konnten dann schwimmen. Sogar unser Nachbar - Herr S. hatte seinen Spaß. Am Abend, wenn er sich unbeobachtet fühlte, konnte man ihn manchmal sogar im Adamskostüm sehen. Am Tage ging es manchmal zu wie im Strandbad. Am Nachmittag die Mütter und am Feierabend die Väter.

Im Winter, - damals gab es noch richtige Winter - war unsere Wahle immer zugefroren. Wir haben dann unsere Schlittschuhe an den Schuhen befestigt. Sie wurden mit seitlichen Klemmen angeschraubt; manche Schuhsohle löste sich vom Schuh. Damit sie richtig hielten, wurden Einweck-Gummiringe verwendet. Eishockey spielen mit Milchdosen, Rennen veranstalten, mit Schmackes um die Kurven fahren, eine besonders schöne Jahreszeit für uns Kinder.

Es ging aber auch ohne Schlittschuhe. An jedem Tag musste das Eis geprüft werden, ob es noch die ausreichende Tragfähigkeit besitzt. Deshalb sprang einer unserer Truppe vom Ufer auf das Eis. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Man stand auf dem , oder man stand mit beiden Füßen in der Wahle.--- Meine Mutter kann noch heute von den vielen „Nassen" ein Lied singen. Doch meistens hat mich meine Tante, durch das Trocknen der Strümpfe vor dem Kochlöffel auf dem Hintern bewahrt; denn es war von den Eltern verboten, im Winter auf das Eis zu gehen.

Nur - auch die Eltern haben die schöne Winterzeit mit Schlittschuhfahren genutzt, aber das war ja etwas anderes, --- so hieß es dann bei uns Kindern.

Aber die Wahle hatte noch andere schöne Anziehungspunkte. Erdhöhlen in ehemaligen Bombentrichtern, die mit Wellblech abgedeckt wurden. Ich kann mich noch heute an meine erste Zigarette in unserer Höhle erinnern: ein kleines Päcken Güldenring für fünfzig Pfennig. Oder die Baumhöhlen in den alten Erlen oder Weiden. Mit einer Bohnenstange über den Bach springen oder einem Seil über der Wahle schwingen. Und, und, und....

Noch meine Tochter konnte den schönen, natürlichen Bachlauf am Anfang der 80er Jahre genießen und mit ihren Freundinnen und Freunden im gestauten Bach spielen. Der folgende Ausbau und die teilweise Begradigung der Wahle war keine gute Lösung der Verwaltung. Man hat den Fehler jedoch erkannt und durch den Rückbau des Bachlaufes in den ursprünglichen Verlauf, ein Stück der Natur und der Erinnerungen zurückgeholt. Ich glaube unsere Wahle im Erlenfeld wird noch viele Generationen erfreuen.

Manfred Siebert

Schwimmen lernen im Wahlebach?

Nach 1946 gab es im Wahlebach einen Bombentrichter, die Kinder haben dann „die Wahle" mit Steinen etwas gestaut und fertig war die Badeanstalt. Etliche sollen dort das Schwimmen gelernt haben, so erzählte es mir ein alter Forstfelder auf einem Schröderplatzfest.

Falk Urlen

Spaß am Wahlebach
Heute genießen die Kinder der Wahllebachanwohner die schöne Landschaft am Wahlebach  Foto: @ Manfred Siebert

Editor: Falk Urlen, 2009

Wo spielt dieser Beitrag?

Ort: Wahlebach

Kurzbeschreibung

Manfred Siebert, im Wahlebachweg aufgewachsen, erinnert sich an seine glückliche Kindheit am Wahlebach.

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