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Partie an der Fulda - Ostufer einst und jetzt

Engsehende alte Häuser am Ostufer der Fulda um 1900

Alt Kassel. Partie an der Fulda um 1900
Foto: @Stadtteilzentrum Agathof e. V.

Vor dem Zweiten Weltkrieg war das über tausendjährige Kassel berühmt für seine mittelalterliche Altstadt. Am 22. Oktober 1943 haben Bomberverbände diese Stadt fast vollständig zerstört. Nicht nur Maler hielten die pittoreske Häuserfront der alten Unterneustadt am Ostufer der Fulda mit dem Pinsel und Zeichenstift fest, auch durch Ansichtskarten wurde sie "weltbekannt".

In der Mitte dieser Ansichtskarte aus der Wende zum 20. Jahrhundert sieht man das ehemalige Brückenhaus an der Einmündung zur Bettenhäuser Straße. Die alte Fuldabrücke hatte schon 1794 ausgedient und wurde nach dem Neubau der Wilhelmsbrücke abgerissen.

Ostuferkante zum späteren Messeplatz um 1925
Ostuferkante zum späteren Messeplatz um 1925  Foto: Stadtarchiv Kassel

Auf dem Foto von 1902 ist das ganze Panorama des Fuldaufers der Unterneustadt zu sehen. Das Gebäude mit dem kleinen Türmchen auf der rechten Bildseite stand in der Christophstraße, hier fertigte damals die Krinolinenfabrik A. Hirsch & Co. Federstahl. Hinter der Wilhelmsbrücke, die 1909 durch einen Neubau ersetzt wurde, erkennt man das ehemalige Kastell, das ursprünglich von Wilhelm IX. als Artillerie-Kaserne mit Kasematten zum Brückenschutz angedacht war, wurde später zum Staatsgefängnis, der „Hessischen Bastille”, ausgebaut. Von 1807-1813 im „Königreich Westfalen” unter „König Jerome”, füllten sich die Gefängniszellen mit Fahnenflüchtigen und Aufständischen, die Zellen waren regelmäßig überfüllt. Das Kastell stand bis zur Zerstörung 1943, lediglich die Kasematten blieben verschont. Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung 1951 wurde nach historischer Vorlage auf den Fundamenten des Kastells vom Hochbauamtsleiter Werner Noell (1952/53) auf dem L-förmigen Grundriss das Haus der Jugend als erstes Jugendhaus der Stadt Kassel nach dem Krieg aufgebaut.

Uferkante 2011 nach der Bebauung des Messeplatzes.Neue Häuser mit Flachdächern direkt am Ufer
Uferkante nach der Bebauung des Messeplatzes  Foto: Gerhard Böttcher

Das Foto von 2011 zeigt denselben Uferabschnitt wie 110 Jahre zuvor mit moderner Bebauung. Die Fuldabrücke ist erst 1981 neu errichtet worden; hinter ihr erkennt man das ehemalige Haus der Jugend, welches 1985 zum Gedenken an den ersten Oberbürgermeister der Stadt nach 1945, in Willi-Seidel-Haus umbenannt wurde. Das Areal der historischen Unterneustadt rechts von der Brücke wurde 1943 komplett zerstört. Viele Jahre diente die planierte Fläche als Messeplatz der Stadt Kassel. Erst 1989/90 wird die Unterneustadt von der Stadt Kassel "wiederentdeckt" als zentrale Baulandreserve, als künftige Trägerin städtischer Identität, als Stadtteil am Fluss. Durch die große Zustimmung der Öffentlichkeit wird am 30. Mai 1994 der Magistratsbeschluss zum Wiederaufbau des Kerngebiets der Unterneustadt einstimmig gefasst. Wie einst stößt zwischen den beiden Stadtvillen die Bettenhäuser Straße auf die Fulda.

Text und Fotos: Gerhard Böttcher

Editor: Erhard Schaeffer, Oktober 2014

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Kurzbeschreibung

Vor dem Zweiten Weltkrieg war das über tausendjährige Kassel berühmt für seine mittelalterliche Altstadt. Am 22. Oktober 1943 haben Bomberverbände diese Stadt fast vollständig zerstört. Nicht nur Maler hielten die pittoreske Häuserfront der alten Unterneustadt am Ostufer der Fulda mit dem Pinsel und Zeichenstift fest, auch durch Ansichtskarten wurde sie "weltbekannt".

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