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Pfeifer lieferte die Kohlen mit dem Pferdewagen

Gebäude der Kohlenhandlung Pfeifer im Dormannweg 32

Kohlenhandlung Pfeifer im Dormannweg 32, 2012
Foto: Bernd Schaeffer, Kassel, 2012

In Bettenhausen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg noch vier namhafte Kohlenhändler. Einer davon war die 1904 gegründete Fa. Heinrich Pfeifer. Fusioniert mit dem Ölhandel der Fa. Dörr (ab 1978) belieferte die Firma Pfeifer Kunden bis 1997 auch über die Grenzen von Bettenhausen hinaus. Ein außergewöhnlicher Transport war in 1954 die Glocken für die neu geweihte Bettenhäuser Marienkirche.

1904 zog Heinrich Pfeifer aus Dillenburg in die Kasseler Unterneustadt um. Mit Pferd und Wagen nahm der Umzug einige Tage in Anspruch. In der Christophstraße erwarb er ein Grundstück mit Haus und Nebengebäuden und gründete dort eine Speditionsfirma mit Kohlenhandlung. Das Geschäft expandierte, man brauchte mehr Platz. Der Kohleverkauf gewann immer mehr an Bedeutung.

Die drei Lkw der Fa. Pfeifer in 1935
Fuhrpark der Fa. Pfeifer in 1935  Foto: Gerhard Pfeifer, Kassel

Heinrich Pfeifer kaufte 1935 im Dormannweg 32 das Himmelmannsche Haus, früher Stiftstraße. Dort wurde ab 1936 die Firma weitergeführt, der Betrieb in der Unterneustadt lief parallel, das Geschäft hatte also in der Unterneustadt und in Bettenhausen je einen Standort. Durch die Kriegsereignisse musste die Filiale in der Unterneustadt zwangsläufig geschlossen werden. Die Immobilie wurde durch die Bombardierung 1943 total zerstört, das verbliebene Grundstück später veräußert.
1938 starb der Firmengründer. Sohn Heinrich, Jahrgang 1905, übernahm die Spedition, sein Bruder Friedrich, Jahrgang 1909, führte den Kohlenhandel. Nach dem Krieg beteiligte sich der dritte Sohn Georg, Jahrgang 1913, an der Spedition.
Der motorisierte Kohlentransport blieb ausschließlich Heinrich und Georg vorbehalten.
Friedrich hielt die Pferdetradition am Leben. Bis 1970 wurde ein Gespann mit Kaltblütern unterhalten. Ein fest angestellter Kutscher war für die Nahtransporte in Bettenhausen zuständig, nennenswerte Steigungen, wie beispielsweise den Lindenberg, überließ man den Lastwagen. Es gab sogar Kunden, die darauf bestanden, dass die Anlieferung mit dem Pferdewagen erfolgte.

Fuhrwerk mit zwei Pferden transportiert zwei Glocken der Marienkirche, 1954
Pferdefuhrwerk der Fa. Pfeifer mit den Glocken der Marienkirche, 1954  Foto: Gerhard Pfeifer, Kassel

Den Transport der Kirchenglocken durch die Firma Pfeifer über die Leipziger Straße zum Standort der Kirche am Dorfplatz bekleidete der Küster Otto Strohwald (stehend).
1961 wurde der erste Tankwagen gekauft. Das Ölgeschäft begann die Kohle zu überflügeln.

Annonce der Fa. Pfeifer
Annonce für den Brennstoffhandel der Fa. Pfeifer  Foto: Gerhard Pfeifer, Kassel

1973 starb Friedrich Pfeifer. Die Firma übernahmen die beiden Söhne Heinrich und Gerhard. Der Anteil der Kohle am Umsatz betrug in dieser Zeit lediglich 5 Prozent. 5 Tankwagen waren bereits für die Öllieferungen erforderlich. 1978 wurde mit dem Ölhandel Dörr in der Leipziger Straße 290 fusioniert. Der Firmennahme änderte sich in Mineralölhandel Dörr und Pfeifer GmbH. Der Geschäftspartner Dörr wurde später ausgezahlt und schied aus der GmbH aus. Die Gebrüder Pfeifer führten das Geschäft bis 1997 selbstständig weiter. Im selben Jahr wurde das Unternehmen an die Mineralölgesellschaft ARAL verkauft.

 

Text: Volker Renkwitz

Quelle und Fotos: Gerhard Pfeifer

Editor: Bernd Schaeffer, 08/2012

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Kurzbeschreibung

In Bettenhausen gab es nach dem Zweiten Weltkrieg noch vier namhafte Kohlenhändler. Einer davon war die 1904 gegründete Fa. Heinrich Pfeifer. Fusioniert mit dem Ölhandel der Fa. Dörr (ab 1978) belieferte die Firma Pfeifer Kunden bis 1997 auch über die Grenzen von Bettenhausen hinaus. Ein außergewöhnlicher Transport war in 1954 die Glocken für die neu geweihte Bettenhäuser Marienkirche.

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