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Schuhmode Sundheim in der Leipziger Straße 163

Schuhhaus Sundheim, Werbung aus 1956

Schuhhaus Sundheim, Werbung aus 1956
Foto: Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Fünf Jahrzehnte wurden von der Familie Sundheim in der Leipziger Straße 163 Schuhe verkauft. In dem 1907 erbauten Gasthaus „Zur Krone“ gründete 1945 der Schuhmachermeister Karl Sundheim sein Schuhgeschäft mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Nach dem frühen Tod von Karl Sundheim übernahm seine Frau Martha Sundheim die Geschäftsleitung bis zur Geschäftsfähigkeit des Sohnes Werner Sundheim. In der Zeit von 1967 bis 1974 wurden Filialen in Heiligenrode und Kaufungen eröffnet. Als Mitglied der Garant-Schuh-Gilde EG startete 1978 ein Schuhmodegeschäft Am Stern in Kassel. Wenige Jahre später musste das familiengeführte Fachgeschäft unter dem Druck der überregionalen Verkaufsfilialen seine Tätigkeit einstellen.

Schuhmachermeister Karl Sundheim, Jahrgang 1910, machte sich 1931 selbstständig. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in 1945, erwarb er das Grundstück Leipziger Straße 163 und eröffnete dort sein Schuhgeschäft mit Reparaturwerkstatt in den dahinterliegenden Wirtschaftsgebäuden.

In diesem Haus hatte seit 1907 Georg Wieddekind das Gasthaus „Zur Krone“ mit Logierbetrieb und Kegelbahn betrieben.

Gasthaus Zur Krone, 1920
Gasthaus Zur Krone, 1920  Foto: K-P. Wieddekind, Kassel

 

Nach dem frühen Tod von Karl Sundheim, in 1951, führte seine Witwe Martha Sundheim den Laden solange fort, bis der 1940 geborene Sohn Werner Sundheim geschäftsfähig war.

Ab 1959 übernahm Werner Sundheim das Schuhhaus, das seit 1948 Mitglied in der Garant-Schuh-Gilde EG in Düsseldorf war. Die Schuh-Gilde lud ihre Mitglieder regelmäßig zu Kursen und Lehrgängen ein, an denen Werner Sundheim mit Erfolg teilnahm.

 

Schuhmode Sundheim Leipziger Straße 163, 1980
Schuhmode Sundheim Leipziger Straße 163, 1980  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e.V.
Schuhgeschäft Sundheim in der Leipziger Straße 163 nach der Modernisierung
Schuhgeschäft Sundheim in der Leipziger Straße 163 nach der Modernisierung  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Das Geschäft in der Leipziger Straße machte Fortschritte und wurde 1963 vergrößert und modernisierte. Das Erdgeschoß erhielt seine noch heute erhaltene Aufmachung.
Auch im Verkaufsraum hielt neue Technik Einzug, ein Schucoskop wurde aufgestellt. Um zu sehen, wie der Fuß in den ausgewählten Schuh passte, musste sich der Kunde, in erster Linie auch Kinder, mit beiden Füßen in eine Kiste mit einer Röntgenröhre stellen und sich an den angebrachten Griffen festhalten. Seitliche Fenster ermöglichten dann dem Personal die Kontrolle über den Sitz des Fußes im Schuh. Mein Bruder Erhard machte davon ausgiebig Gebrauch, während unsere Mutter sich ein Paar Schuhe aussuchte. Was er nicht wissen konnte, dass von dem Gerät eine außerordentlich hohe Strahlenbelastung ausging. Dieser Umstand führte schließlich dazu, dass die Kontrollgeräte genauso schnell wieder aus den Schuhläden verschwanden, wie sie gekommen waren.

Schucoskop
Schucoskop  Foto: Frank C. Mueller, Baden Baden

Mit großem Engagement widmeten sich Werner Sundheim und seine Frau Elisabeth dem Einkauf von schicken Schuhen auf dem italienischen Markt, um so ihren Kunden neue und exklusive Mode bieten zu können.
Da eine Erweiterung des Geschäfts am Standort in der Leipziger Straße 163 nur schwer zu realisieren war, wurde 1967 eine Mini-Preis Filiale am Leipziger Platz eröffnet. Um dichter am Kunden zu sein, folgten Filialen in Heiligenrode (1972) und Kaufungen (1974).

Der Höhepunkt in der Entwicklung des Schuhunternehmens Sundheim war 1978 die Eröffnung eines zweigeschossigen Schuhladens in der Kasseler Innenstadt „Am Stern“ unter dem Label der Garant-Schuh-Gilde EG Düsseldorf. In dieser Einkaufsgenossenschaft war Werner Sundheim auch Mitglied im Aufsichtsrat.

Doch einige Jahre später blieb der geschäftliche Erfolg aus. Unter dem Druck überregionaler Verkaufsketten musste das familiengeführte Schuhfachgeschäft Anfang der 1990er aufgeben.
Werner Sundheim starb am Ende des Jahres 2007 und wurde auf dem Bettenhäuser Friedhof beigesetzt.

Das Haus Leipzger Straße 163 in 1996
Das Haus Leipzger Straße 163 in 1996  Foto: Stadtteilzentrum Agathof e.V.

In den Geschäftsräumen in der Leipziger Straße haben danach noch einige ihr Glück versucht, unter anderem auch ein Second-Hand-Laden.

Heute (2019) betreibt Daniel Huppert dort einen Fachbetrieb für Spanndecken der niederländischen Firma Plameco.

Text und Editor: Bernd Schaeffer, Mai 2019

Quellen:

  • Eine Chronik, Bettenhausen von 1906-1956, Kurt Klehm, Bettenhausen Verlag, 1956
  • HNA von 1978
  • Stadtteilarchiv Agathof

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Kurzbeschreibung

Fünf Jahrzehnte wurden von der Familie Sundheim in der Leipziger Straße 163 Schuhe verkauft. In dem 1907 erbauten Gasthaus „Zur Krone“ gründete 1945 der Schuhmachermeister Karl Sundheim sein Schuhgeschäft mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Nach dem frühen Tod von Karl Sundheim übernahm seine Frau Martha Sundheim die Geschäftsleitung bis zur Geschäftsfähigkeit des Sohnes Werner Sundheim. In der Zeit von 1967 bis 1974 wurden Filialen in Heiligenrode und Kaufungen eröffnet. Als Mitglied der Garant-Schuh-Gilde EG startete 1978 ein Schuhmodegeschäft Am Stern in Kassel. Wenige Jahre später musste das familiengeführte Fachgeschäft unter dem Druck der überregionalen Verkaufsfilialen seine Tätigkeit einstellen.

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