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Meine Anstellung bei den Diana-Werken in Bettenhausen 1956

Logo des Diana-Werkes

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Foto: @Falk Urlen

Hans Holbein berichtet von seiner Anstellung bei den Diana-Werken in Bettenhausen 1956

Auf Empfehlung meines Schwiegervaters Ewald Döring, der mit Herrn Ingenieur Hermann Schaumburg von früher her bekannt war, bewarb ich mich im Dezember 1956 bei den Dianawerken  in Bettenhausen um eine Anstellung als Ingenieur und bekam eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Mit dem Zug fuhr ich nach Kassel und wurde freundlich in der Privatwohnung in der Feerenstraße vom Juniorchef Paul Schaumburg empfangen.

Ich wurde noch zum Abendessen mit der Familie eingeladen und anschließend von Herrn Schaumburg zur Pension im nahe gelegenen Schlösschen des Park Schönfeld begleitet. Ein schönes Zimmer im ersten Stock war dort für mich reserviert. Lange konnte ich trotz des guten Bettes nicht einschlafen. Sollte ich mich für die neue Arbeitsstelle entscheiden? Am nächsten Tag wurde ich von Herrn Paul Schaumburg abgeholt, durch die Stadt gefahren und anschließend zur Werksbesichtigung nach Bettenhausen in die Forstfeldstraße 1.

Logo der Diana-Werke
Logo der Diana-Werke  Foto: @Falk Urlen

Dem Prokuristen Herrn Auel und dem Technischen Leiter Herrn Ingenieur Stieber wurde ich vorgestellt, ehe ich von Herrn Schaumburg durch alle Hallen geführt wurde. Das DIANA-Werk war eine kleine Maschinenfabrik in der Fleischereimaschinen hergestellt wurden. Fleischwölfe, Cutter, Wurstfüllmaschinen, und der patentgeschützte Speckschneider, eine Erfindung von Herrn Schaumburg senior, waren die Hauptprodukte. Aber auch hochpräziese Bohrwerke wurden hier entwickelt und gebaut. Die Fabrik hatte ca. 70 Arbeiter und Angestellte sowie ca. 30 Lehrlingen.

Eine große mechanische Werkstatt mit zahlreichen Drehbänken, Fräs-, Schleif- und Bohrmaschinen, mehreren Bohrwerken und einer etwa 3 Meter Karusselldrehbank war die Arbeitsstelle von etwa 20 Arbeitern unter der Aufsicht von Meister Wassermann. In der rechten Seite der Montagehalle wurden Cutter vom Vorarbeiter Keppler und seinen Mannen zusammen gebaut. In der linken Hälfte wurden Fleischwölfe von Herrn Fink montiert. In einer anderen Halle wurden von Meister Löwer und seiner Truppe Speckschneider hergestellt. Im Erdgeschoß war Herr Steinigk und Herr Schwab dabei, Spezialmotore für alle Maschinen herzustellen. Weiter wurde die Lackiererei, das Materiallager, das Halbzeuglager mit der Sägerei und die Halle drei besichtigt. Dort stand eine Piper, ein kleines Sportflugzeug. Ich erfuhr, dass Herr Paul Schaumburg ein aktiver Flieger war und defekte Flugzeuge reparieren oder hier überholen ließ.

In einem Nebengebäude waren die technischen Zeichner Herr Heinrich Riebeling und Herr Wolfgang Niedental an großen Zeichenmaschinen dabei, technische Unterlagen zu erstellen. Alles in allem hatte ich einen zufriedenstellenden Eindruck, wenn auch das angebotene Anfangsgehalt von 500.- DM / Monat für einen mittellosen Ingenieur mit Familie nicht sehr verlockend war. Doch eine in Aussicht gestellte Erhöhung nach der Probezeit, eine preiswerte Werkswohnung sowie ein kleiner Garten, gaben schließlich den Ausschlag. Ich nahm die Stelle an.

Nun mußte ich mir  in der Nähe der Firma eine Unterkunft suchen. Ein recht bescheidenes Zimmer fand ich im Messinghof 16 bei einer Frau Stehling. Doch die Miete von 42.- DM/Monat erschien mir, meinen Verhältnissen entsprechend, reichlich hoch. Da bekam ich den Hinweis doch mal bei Herrn Rühling im Vorderhaus nachzufragen, da sie ein Mansardenzimmer hatten. Herr Rühling, ein pensionierter Meister des Dianawerks, vermietete mir das winzige aber ausreichende bescheidene Zimmerchen für etwa 20.- DM/Monat.

Nun aber begann meine Arbeit als Betriebsingenieur, als Assistent des Oberingenieurs Herrn Johann Stieber. Er machte mich mit allen leitenden Mitarbeitern und Meistern bekannt. Herr Stieber war ein herzlicher sehr sympatischer Mensch, der nie den Vorgesetzten heraus kehrte, sondern auf kollegiale Art die anfallenden Aufgaben verteilte.

Mein erstes Büro hatte ich im Chefzimmer, gegenüber dem Schreibtisch von Herrn Paul Schaumburg. Berge von Zeichnungen, technischen Unterlagen, Kalkulationen, wurden durchgesehen, um mich mit dem Betrieb vertraut zu machen.

Im Vordergrund die Diana-Werke, im Hintergrund die Städtische Siedlung im Forstfeld (damals Waldau-Siedlungen), rechts die Windhukstraße und daneben die Baracken des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers der Diana-Werke (Foto aus dem Besitz von Hans Holbein)
Im Vordergrund die Diana-Werke, im Hintergrund die Städtische Siedlung im Forstfeld (damals Waldau-Siedlungen), rechts die Windhukstraße und daneben die Baracken des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers der Diana-Werke (Foto aus dem Besitz von Hans Holbein)  Foto: @Falk Urlen
Mitarbeiter bei den Diana-Werken Ende der 50er Jahren
Mitarbeiter bei den Diana-Werken Ende der 50er Jahren  Foto: @Falk Urlen

Druckfahne für eine Werbung mit Betriebsbeschreibung der Diana-Werke aus dem Besitz von Hans Holbein

(Mit dem "anderen Erdteil" meinte der Verfasser sicher "Die Afrika", wie man die Städtische Siedlung wegen der Straßennamen, die an deutsche Kolonien in Afrika erinnern sollten, volkstümlich - aber abwertend - nannte).

Editor: Falk Urlen, Januar 2010

Druckfahne für eine Werbung mit Betriebsbeschreibung der Diana-Werke aus dem Besitz von Hans Holbein
Druckfahne für eine Werbung mit Betriebsbeschreibung der Diana-Werke aus dem Besitz von Hans Holbein  Foto: @Falk Urlen

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Kurzbeschreibung

 

Hans Holbein berichtet von seiner Anstellung bei den Diana-Werken in Bettenhausen 1956

 

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