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Kindheit in der Rauschenberger Straße

Salzmannshausen Luftbild von 1925

Salzmannshausen Luftbild von 1925
Foto: @ Stadtteilzentrum Agathof e.V.

Hier erzählt Eberhard Heinemann von seiner frühsten Jugend aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert, als er mit seiner Familie in Salzmannshausen wohnte, die Geschichte vom Stromausfall in der Rauschenberger Straße.

Als wir 1927 von Salzmannshausen in die Innenstadt zogen, war ich noch keine drei Jahre alt, so habe ich die meisten Kindheitserinnerungen aus dem Leben in der Kölnischen Straße, wohl aber einen Raum in unserer Wohnung in der Rauschenbergerstraße in besonders schöner Erinnerung, das Badezimmer. Der Badeofen sorgte nicht nur für wohlige Wärme, er verbreitete auch, laut hörbar, einen lieblichen Geruch der brennenden Gasflammen. In der neuen Wohnung vermisste ich diesen herrlichen Luxus in der Gartenstadt. Gebadet wurde in der Zinkwanne samstags abends in der Küche, ein schrecklicher Behelf war das.

Salzmannshausen Heinemann und Geschwister 1926
Eberhard Heinemann unten sitzend mit seinen Geschwistern bei einer Geburtstagsfeier 1926  Foto: Eberhard Heinemann

Von den wenigen Begebenheiten die ich bei späteren Besuchen in Salzmannshausen nicht vergessen hatte, war das Erlebnis mit dem Strommasten. Bis spät in die Nachkriegszeit wurden noch immer Häuser durch freiliegende Leitungen, von außen mit Strom versorgt. Soviel weiß ich noch, ich hatte an diesem Tag niemand zum Spielen, ging also gelangweilt auf Entdeckung, dabei stellte ich fest, dass so ein hölzerner Strommast ein wenig durch den Wind bewegt wurde. Also fasste ich mit beiden Händen zu, merkte nicht nur die Bewegung, sondern hatte das Bedürfnis nachzuhelfen. Ich kleiner Kerl konnte also einen fünf Meter hohen Masten, zusätzlich in Schwingungen versetzen. Lustig sah es aus, als die blanken Drähte, die an so weißen Porzellanhalterungen befestigt waren, hin und her schaukelten. Plötzlich knallten zwei zusammen, es gab einen hellen Blitz und so ein zischendes Geräusch. Sofort hörte ich auf und verließ schleunigst meine schwankende Spielstange. Bei unseren Nachbarn war helle Aufregung, sämtliche Sicherungen waren rausgeknallt, zwar konnte man sie, wie bei einem Kurzschluss wieder anstellen, das Licht brannte wieder.

Aber nun begann das große Rätselraten, was war die Ursache? Nur einer wusste es, ich selbst. Am Ende war ich sogar ein wenig stolz darauf, ganz alleine in sämtlichen Häusern der Rauschenberger Straße den Strom abgestellt zu haben, gesagt habe ich das aber niemand.

Erinnerungen von Eberhard Heinemann

Editor: Erhard Schaeffer, 2009

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Kurzbeschreibung

Hier erzählt Eberhard Heinemann von seiner frühsten Jugend aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhundert, als er mit seiner Familie in Salzmannshausen wohnte.

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