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Riesenbomber landete auf den Fuldawiesen

Menschen strömen zum Doppeldecker-Bomber auf der Wiese

Doppeldecker-Bomber auf der Wiese bei Salzmannshausen
Foto: Carl Eberth, 1918

Ein solch riesengroßes Flugzeug hatten die Kasseler noch nie gesehen. Deshalb im November 1918 strömten sie in Massen  hinaus an die Sandershäuser Straße.

Auf den Fuldawiesen nahe dem Lossekraftwerk war eine dieser im Ersten Weltkrieg verwendeten Spezialmaschinen gelandet. Der Erste Weltkrieg war erst wenige Tage vorüber. Am 9. November 1918 hatte der Kaiser abgedankt, am 11. November wurde der Waffenstillstand abgeschlossen, Generalfeldmarschall von Hindenburg befand sich mit dem Großen Hauptquartier seit dem 14. November in Kassel-Wilhelmshöhe, um von hier aus die Demobilisation der deutschen Truppen zu leiten. Damals hatte man für die Zwecke des Hauptquartiers auf den Fuldawiesen in der Nähe des Lossekraftwerkes (heutiges Müllheizkraftwerk s. Kartenausschnitt) eine Art Feldflughafen geschaffen.

Bomberbesatzung steht vor dem Flugzeug in Pusitur
Bomberbesatzung steht vor dem Flugzeug in Pusitur  Foto: Carl Eberth, 1918

Mit Kreide vermerkte das die Bordbesatzung rechts und links neben dem Balkenkreuz und stellte sich für eine fotografische Aufnahme in Positur (s. oberes Bild). Alle schaulustigen Kasseler konnten nun sehen, was sie da für einen Vogel vor sich hatten. Während des Kriegs wurden fotografische Aufnahmen von diesem Flugriesen nicht veröffentlicht. So war die Landung dieser Maschine in Kassel auch dem Fotografen Carl Eberth eine willkommene Gelegenheit.

Karte aus 2016 von Kassel Salzmannshausen in der rot der ehemalige Feldflugplatz eingetragen ist
Standort des vermutlichen Feldflugplatzes  Foto: Google Karte 2016

Das Riesenflugzeug landete damals in Kassel, weil einige der acht Besatzungsmitglieder aus der Fuldastadt stammten. Für sie und ihre Kameraden war der Krieg nun wirklich vorbei; denn die Maschine vermochte von hier nicht mehr zu starten und wurde in Kassel abgewrackt. Der Krieg hatte die Entwicklung der Fliegerei gewaltig vorangetrieben. Immer modernere und auch größere Spezialflugzeuge entstanden. Die in Kassel gelandete fünfmotorige Maschine gehörte zu dem Baumuster „Gotha". Sie hatte während des Kriegs über London Paris und Calais insgesamt 25 000 Kilogramm Bomben abgeworfen.

Pilot Katzenstein steht auf seinem Doppeldecker Pelikan
Katzenstein mit seinem Sportflugzeug Typ Pelikan  Foto: Rolf Nagel, 2016

Zu der Landung des Riesenbombers gehört noch eine überlieferte Geschichte über den bekannten Piloten Kurt Katzenstein. Nach Kriegsende flog Katzenstein mit einem Jagdflugzeug Fokker DVII von Frankreich nach Kassel und landete in den Fuldawiesen neben Salzmannshausen, in der Nähe des heutigen Müllheizkraftwerkes. Hier hatte das Militär eine Art Feldflugplatz eingerichtet von dem Katzenstein noch einige Flüge über seine hessische Heimat machte. Den Treibstoff dafür soll er sich aus dem Riesenflugzeug der Reichswehr gezapft haben, das dort im November 1918 gelandet war. Der Riesenbomber konnte von dort nicht mehr starten und wurde deshalb unter Aufsicht des Kasseler Fliegers Sergeant Hermann Vermehr vor Ort zur Verschrottung demontiert. Katzenstein flog mit der Fokker DVII solange, bis der Soldatenrat das Flugzeug beschlagnahmte.

Editor: Erhard Schaeffer, Juli 2016

Quellen:

  • Blick zurück aufs alte Kassel Band 6 , Wolfgang Harmsdorff, 1984
  • Kassel und die Luftfahrtgeschichte seit 1923, Rolf Nagel, 2016

 

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Kurzbeschreibung

Ein solch riesengroßes Flugzeug hatten die Kasseler noch nie gesehen. Deshalb im November 1918 strömten sie in Massen  hinaus an die Sandershäuser Straße.

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